Bastian Fleig Interview

Bastian Fleig
Bastian Fleig

Der Wahlberliner Bastian Fleig beweist dieser Tage eindrucksvoll, dass aus der Hauptstadt nicht nur harter Straßenrap kommen muss. Der in Stuttgart geborene Rapper wendet sich bewußt gegen die derzeit angesagten Trends und versucht die Hörer mit ehrlichen und authentischen Texten zu überzeugen. So konnte er unter anderem schon auf diversen Remixen von 3p Künstlern wie Moses Pelham, Sabrina Setlur und Sebastian Hämer seine Fähigkeiten unter Beweis stellen. Wir sprachen mit Bastian Fleig über sein kommendes Debutalbum, seine Ansichten zu heutigem Rap und seine Arbeit im deutschen Bundestag.

In deiner selbst geschriebenen Biographie gibt es den Satz ?Ich will ganz nach oben, um etwas zu verändern? Kannst du uns diesen Vorsatz genauer erläutern?

Ich kann es zumindest versuchen (lacht). Was ich damit meine ist vor allem, dass es mir bei meiner Musik um mehr geht, als darum meinen persönlichen Egotrip fahren. Ich habe damit natürlich das Ziel Erfolg zu haben, es also "ganz nach oben" zu schaffen. Aber ich will die Position dann nutzen, um anderen, die in der Scheiße stecken, Hoffnung zu geben, ihnen vielleicht einen Weg da raus aufzuzeigen.

Auch hast du laut der Bio den Anspruch ?Aufrichtigkeit? und ?Wahrhaftigkeit? zu vermitteln. Hast du den Eindruck dass es der Rap Szene momentan an solchen Werten mangelt?

Der Szene will ich gar nicht unbedingt sagen, aber ganz sicher der Musik, die viele machen. Ich finde es eben lächerlich, wenn plötzlich alle auf hart machen, selbst wenn das in Wirklichkeit die nettesten Typen sind, die jetzt aber denken, sie müssen auf diesen Zug aufspringen, um hier irgendwas zu reissen. Oder wenn irgendwelche Mädels jetzt zu den krassen Pornoschlampen mutieren. Oder wenn Typen erzählen, wie sie im Club mit Fuffis schmeissen, aber eigentlich aufpassen müssten, dass da dann niemand drauftritt, weil sie im Monat nur sieben davon haben, wenn sie auf Hartz IV sind. Das mein ich damit, denn so etwas ist komplett lächerlich. Ich kann mit Phantasierap einfach nichts anfangen. Da geh ich lieber ins Kino.

Dein erstes Album soll den Namen ?1982? tragen, was sich ja auf dein Geburtsjahr bezieht. Was soll dieser Titel aussagen? Spontan würde ich an eine Art Autobiographie in Albumform denken.

Also im Moment habe ich ehrlich gesagt einen anderen Albumtitel im Kopf (lacht). Aber da das Album eben mein Debut ist, will ich mit dem Titel, ob jetzt 1982 oder ein anderer, aussagen, dass das mein persönlicher Anfangspunkt ist, die Grundlage für alles ist, was danach folgen wird. Damit lege ich den Grundstein für meine Zukunft.

Wie wird die generelle Ausrichtung des Albums ausfallen? Was für Themen wirst du ansprechen und was kann der Hörer von der inhaltlichen Seite her erwarten?

Es wird sehr persönlich. Alles was du auf dem Album hören wirst, bin ich. Jeder einzelne Satz. Was die Themen angeht, will ich auf dem Album wirklich universelle Themen ansprechen, aus meiner Sicht, aus meinem Leben heraus, so dass die Hörer sich darin wiederfinden können. Sei es jetzt Freundschaft oder Liebe und Beziehungen, die zerbrechen, Treue oder auch Glaube und Gott. Du wirst Songs hören, in denen ich das zeige, was ich jeden Tag um mich herum sehe, indem ich den Hörer durch meine Augen sehen lasse.

Was kannst du uns zu deinem Album hinsichtlich etwaiger Features erzählen? Wird es überhaupt Gastbeiträge geben oder willst du den Fokus ganz auf deine Person legen?

Der Fokus wird schon auf mir liegen und ich will das Ganze auch nicht durch zu viele Features verwässern, aber es wird einige ausgewählte Features geben. Wer drauf sein wird, werde ich aber noch nicht verraten (grinst).

Wie sieht es mit der musikalischen Untermalung auf ?1982? aus? Welche Producer werden auf dem Album zu finden sein und in welche Richtung wird das Soundbild gehen?

Also mein Hausproduzent ist Tommy Gunn von den Knockout TwinS und von ihm ist auch der Hauptteil der Produktionen auf dem Album. Dazu kommen noch DJ Sean, 7Inch, Bugi von Gambit Entertainment. Bei der Auswahl der Beats geht es mir immer darum starke, emotionale Beats zu finden, die mich sofort treffen und bei denen vor meinen Augen direkt der Song wie ein Film abläuft. Den Sound würde ich also als stark, tief und emotional beschreiben.

Gibt es mittlerweile schon einen konkretes Releasedate für?1982?? Hast du schon das passende Label gefunden um das Album zu veröffentlichen?

Also die Veröffentlichung ist für Ende des Jahres vorgesehen. Ich mach das Album zur Zeit fertig und dann wird sich entscheiden, wo und wann das genau rauskommt. Darum mach ich mir im Moment aber auch keine Sorgen.

Du hast gesagt, dass du als Erwachsener eher erwachsene Musik machst, dabei aber gleichzeitig die 13 bis 14 Jährigen erreichen möchtest, da diese noch relativ orientierungslos durch das Leben wandeln. Wie willst du dies textlich vollbringen?

Indem ich ehrlich bin. Das heißt, dass ich nicht den Zeigefinger schwinge, sondern offen zeige, wieviele Fehler, wieviel Scheiße ich mache und gemacht habe, das Leben aber halt auch aus mehr wie nur Rap, Business und Cash besteht. Doch das wichtigste wird dabei sein, dass es alles gut klingen und einfach heiß sein wird. Denn das ist der Schlüssel dafür, dass die Leute auch zuhören- ob sie jetzt 13 oder 30 sind.

Du studierst Politik und arbeitest nebenbei im deutschen Bundestag für einen Abgeordneten. Inwiefern wirkt sich diese Tatsache auf deine Musik aus? Versuchst du auf deinem Album auch politische Inhalte zu vermitteln?

Alles was ich mache, wirkt sich natürlich auf meine Musik aus. Ich bin ein politischer Mensch, das heißt auf mich als Rapper bezogen vor allem, dass ich mit offenen Augen durch die Welt laufe und dass was ich tagtäglich sehe, auch in meinen Songs sage. Ungefiltert, so wie ich es sehe. Die Schlüsse daraus, muss dann aber jeder selbst ziehen.

Wie begegnen dir die Menschen im Bundestag? Musst du dich als Rapper mit möglichen Vorurteilen seitens der Leute auseinandersetzten, die HipHop nicht als eine Kultur ernst nehmen oder ist man in dieser Hinsicht tolerant?

Kommt drauf an, wie ich angezogen bin (lacht). Ich finde es immer wieder witzig, da mit Jogginghose und Rbks hinzugehen und alle schauen einen an, weil man da schön mit Hausausweis an den Sicherheitsleuten vorbeispaziert (lacht). Aber ich werde da persönlich ernst genommen und respektiert, weil ich gute Arbeit leiste. Ob ich da jetzt HipHop oder Rap bin oder nicht, spielt da im Endeffekt keine Rolle.

Die bis zu diesem Zeitpunkt veröffentlichten Tracks zeigen, dass du inhaltlich von dem derzeitig populären Rap unterscheidest. Glaubst du, dass du es deswegen schwerer hast den Durchbruch zu schaffen und dich in den Charts und der Hörergunst durchzusetzen?

Es macht es mir zum einen schwerer, zum anderen aber auch leichter. Schwerer, weil es natürlich immer leichter ist, zu machen, was alle machen. Leichter, weil ich mich eben direkt abhebe. Das ist mein großer Vorteil. Alles andere wäre nur eine billige Entschuldigung. Zudem bin ich fest davon überzeugt, dass sich Qualität langfristig immer durchsetzt und wenn ich die liefere, muss ich mir eh keine Sorgen machen.

Du lebst momentan in Berlin. Wie stehst du persönlich zu den gegenwärtig angesagten Rappern, die mehrheitlich aus Berlin stammen und dem allgemeinen Berlin Hype? Hörst du dir die Veröffentlichungen an oder interessiert diese Art Rap Musik nicht?

Eigentlich müsste ich ja jetzt sagen, "Ich fick die alle" oder "alles Hurensöhne" oder so was (lacht). Aber im Ernst: klar hör ich mir das an. Erstens interessiert es mich ja und zweitens muss ja auch checken, was die anderen so machen. Und da gibts gute, schlechte und sehr schlechte Sachen. Aber die sind dann meistens schon wieder witzig (lacht).
Hype interessiert mich nicht, weil der immer künstlich ist und kommt und geht, unabhängig von dem, was in Wirklichkeit passiert. Ich hab das damals in Stuttgart erlebt, wie schnell sich so was ändern kann. Also: Dont get caught up in the hype (lacht).

Du wirst vor geraumer Zeit mit Der MC Legende Guru auf Tour? Kannst du etwas über deine Erfahrungen während der Tour berichten?

Das war witzig, interessant, stessig, anstrengend, frustrierend, inspirierend – alles auf einmal in kurzer Zeit. Das war schon Hammer mit Guru unterwegs zu sein, die Show eben oft zu sehen, ihn persönlich zu erleben. Gleichzeitig ist man da als Support aber teilweise auch der Arsch, dessen Hotel kurzfristig gestrichen wird oder bei dem der Soundmann während des Auftritts einfach mal Pause macht (lacht). Aber insgesamt war das Hammer, ich hab da viel gelernt und auch viel Spass gehabt.

Du bist auf den Remixen von Moses Pelhams ?Gott Liebt Mich? und Sebastian Hämers ?Immer noch? zu hören. Wie kam es zu den Kollabos mit 3p? Kann man in naher Zukunft mit einer weiteren Zusammenarbeit rechnen?

Die Leute bei 3p sind einfach Fans von meinen Sachen und von den Produktionen von Tommy Gunn von den Knockout TwinS und ich bin Fan von 3P, da ist es dann ganz natürlich, dass man dann auch zusammen arbeitet.
Der Kontakt bestand durch Jochen auch schon länger und da waren die Remixe dann einfach der nächste Schritt. Ich bin ehrlich gesagt auf die Tracks auch verdammt stolz, die dabei entstanden sind und denke schon, dass man da noch mehr hören wird.

Möchtest du abschließend noch unseren Lesern etwas mitteilen?

Kommt auf bastianfleig.de, werdet meine Freunde bei Myspace myspace.com/bastianfleig Und nie vergessen: Träume werden wahr!

Download:

Bastian Fleig – 16bars.de Exclusive (prod. by DJ Sean)