Review: K.I.Z. - Hahnenkampf

K.I.Z.
K.I.Z.

Die Kannibalen in Zivil, kurz K.I.Z. sind wieder da. Nach „Das RapDeutschlandKettensägenmassaker“ und „Böhse Enkelz“ haben Tarek, Nico, Maxim und Sil-Yan nun ihr neues Werk „Hahnenkampf“ fertig gestellt, welches über Royal Bunker erscheint. Nach dem in den letzten Wochen fast schon ausuferndem Hype soll nun mit Universal als Major im Rücken der endgültige Durchbruch geschafft werden. Um dies zu erreichen sind K.I.Z. ihrer Erfolgsformel treu geblieben und liefern provokante und sarkastische Texte auf technisch hohem Niveau, die sich auf insgesamt 19 Tracks verteilen. Dabei ist „Hahnenkampf“ wie es zu erwarten war voll gepackt mit Sex & Gewalt, bissigem Humor und jeder Menge lustigen Lines über fremde Mütter und die eigenen Schwänze. Dies alles geschieht auf eine so kreative Art und Weise, dass, K.I.Z. nie Gefahr auflaufen platt, plump oder gar peinlich zu klingen. Vielmehr wird mit den üblichen Rapklischees zwar kokettiert, doch dies mit einer gesunden Portion Selbstironie relativiert.

So gibt es auf Hahnenkampf zahlreiche Highlights zu entdecken. ?Herbstzeitblätter? zum Beispiel parodiert auf vortreffliche Weise die restliche Deutschrap Konkurrenz, indem Tarek, Maxim und Nico im Dipset Style rappen, der von den hiesigen Acts ja mittlerweile bis ins Lächerliche übernommen wird. Der gesamte Track ist überfrachtet mit gewollt schlechten Texten und typischen Rap Floskeln („Das Game brennt“; „Ich spit krank“) und macht sich so über die von den deutschen Rappern übernommenen Ami Klischees lustig. Zudem wird auch die Homophobie der Deutschrapszene angesprochen. Auch der Beat zu ‚Herbstzeitblätter‘ hält das Niveau der grandiosen Lyrics, so dass ein klares Highlight des Albums entsteht.
Auch das Titelstück ‚Hahnenkampf‘ punktet mit einem druckvollen und energischen Tai Jason Beat und angriffslustigen Lines der Rapper a la „Du altes Saustück/ ich komm zu deinem Auftritt/ 100 Kilo Pferdescheiße hab ich auch mit“ daher. Ebenfalls erwähnenswert sind Songs wie ’11. Plage‘ oder ‚Wenn es Brennt‘, das mit seinen sehr zynischen Texten durchaus als Gesellschaftskritik verstanden werden kann: „Brich die Schule ab. Stich nen Schwulen ab. / Jeder kann ein Künstler sein: Bemal ein Judengrab.“
Etwas ungewohnt aber nicht minder brillant ist das am Punkrock angelehnte ‚Schwarz Rot Geld‘, das mit einem Feature von Archie Alert alias MC Motherfucker aufwarten kann und demgemäß mit einer ordnungsgemäßen Punkrock Attitüde daherkommt.
Gewalttätig wird es dann auf dem dunklem ‚Walpurgisnacht? auf dem die Rapper die Kannibalen rauslassen und mit harten, aber auch einfallsreichen Texten auftrumpfen.
Schon bekannt ist die erste Single ‚Geld Essen‘, die nach anfänglicher Skepsis mit jedem Hören wächst und somit auch als gelungen bezeichnet werden kann.

Auch musikalisch ist „Hahnenkampf“ eine runde Sache. Die Beats stellen die optimale Grundlage für die verbalen Exzesse der 4 Berliner dar und variieren von Punkrock bis hin zu sehr elektronischen Produktionen. So hat Biztram mit ‚Spasst‘ (das auch die zweite Single des Albums darstellt) einen enorm tanzbaren Beat auf die Beine gestellt und auch mit ’11. Plage‘ ein poppiges Instrumental angefertigt, das vollends überzeugen kann. Tai Jason hat unter anderem mit ‚Hahnenkampf‘ und ‚Ellenbogengesellschaft‘ wie gewohnt zwei wahre Brecher produziert, die zu den Highlights des Albums gehören. Talent Flashgordon hat ebenfalls zwei Beats zu Hahnenkampf beigesteuert, wobei vor allem ‚Walpurgisnacht‘ mit seinem pumpendem und düsterem Beat heraussticht. Zu den gelungenen Beats gesellen sich die Cuts von Sil-Yan alias DJ Craft, die das schon sehr gute Soundbild des Albums definitiv bereichern.

Richtige Schwachstellen lassen sich auf „Hahnenkampf“ nicht wirklich ausmachen. Nur vereinzelt gibt es Kleinigkeiten zu bemängeln, wie die leicht gewöhnungsbedürftige Hook in ‚Lass Uns Feiern? oder die die nicht ganz technisch perfekten Parts auf ‚Spasst‘. Auch ‚Böhses Mädchen? ist „nur“ ein solider Track geworden und Mach One?s Beat auf ‚Klassenfahrt? fällt im Vergleich zu Flashgordon?s Instrumental zum gleichnamigen Remix doch schon deutlich ab. Wie gesagt sind diese Schwächen aber nur marginal und werden von den zahlreichen Highlights des Albums verdrängt.

Insgesamt haben K.I.Z. mit „Hahnenkampf“ ein sehr gutes Rapalbum auf die Beine gestellt und bewiesen, dass sie ihrem Hype gerecht werden. Die Erwartungen wurden zwar nicht übertroffen, aber definitiv erfüllt. Allein das Themenspektrum zeugt von der Kreativität der 4 Berliner und reicht von Lobeshymnen an den Glimmstängel (‚Pauch It‘) bis hin zu versauten Texten (‚Seekuh‘). Zwar kann man in die bösen Texte viel hineininterpretieren, doch reicht es auch völlig sich zurückzulehnen und sich dem Entertainment der Gruppe hinzugeben. Abgerundet werden die ideenreichen Texte und starken Produktionen von technisch guten Raps und innovativen Flows, wobei vor allem Tarek eine sehr gute Performance hinlegt. Seine Parts gehören definitiv zu den Highlights des Albums. Als Beispiel kann hier ‚Der Schöne Und Das Biest‘ herhalten, in dem er über Geschlechtsverkehr mit einer bekennenden NPD-Wählerin referiert: „Und sie wählt NPD doch sie zieht mich an/ ich erfülle das Klischee ‚Schwarzer Riesenschwanz'“.
Alles in Allem deklassiert „Hahnenkampf“ die restliche Deutschrap Konkurrenz und bringt durch den eigenen Stil der Jungs frischen Wind in die Szene. Das Album vermittelt Spaß pur und ist an irrwitzigen Wortspielen und bösen Vergleichen kaum zu übertreffen. Selbst die schwächeren Tracks sind immer noch grundsolide, so dass ein überdurchschittliches Album entstanden ist, das den Bekanntheitsgrad der Gruppe mit Sicherheit steigern wird.

Bewertung: 4,5 von 6
Bewertung: 4,5 von 6

By: BJ AN