Review: Kollegah & Farid Bang - Jung, Brutal, Gutaussehend 2

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Kollegah der Boss und Farid der Gangbanger sind mit dem langerwarteten zweiten Teil ihres 2009er Kollabo-Projekts „Jung, brutal, gutaussehend“ zurück. Was das bedeutet, sollte jedem, der sich mit den Diskographien der beiden jungen Männer auseinandergesetzt hat, klar sein: Ǔberbordender Testosterontalk, zelebrierte Asozialität und Sprücheklopferei zwischen Fitness-Studio, Disco-Schlägerei und dem Schlafzimmer deiner Mutter.

Hatte der erste Teil mit der Paarung dieser zwei selbsternannten Alphatiere und dem damit einhergehenden Maß an selten dagewesener Ignoranz für viel Aufmerksamkeit gesorgt, galt es nun bei der Neuauflage, die damals durchaus noch vorhandenen Mängel auszubessern und den Fans der beiden Rapper eine geupdatete Version der alten Formel zu liefern.

Und genauso klingt „JBG 2„: Es ist das Konzentrat zweier Rapkarrieren, die sich seit Beginn an, weniger über künstlerische Weiterentwicklung, denn über kompromisslose Fortführung ihres originären Stils mit harten Punchlines und mehrsinniger Straßenmetaphorik definieren. Dieser Weg wird auf „JBG2“ unbeirrt weiter beschritten und die Alphamännchen-Images der beiden Protagonisten bis auf die Spitze getrieben. Während Kollegah kommt um „dir desinteressiert die Fresse [zu] polier’n“ und dir bei guter Gemütslage seinen Baseballschläger als Krücke da lässt, erklärt Farid beispielsweise seinen Trainingsplan („Anabol, Brust/Bizeps, jeden Tag“).

Rein Raptechnisch wird das ganze natürlich wie gewohnt sehr ordentlich verpackt. Kollegah hat insbesondere seine Doubletime-Technik weiter ausgefeilt, so dass einer der bisherigen Kritikpunkte seiner Fastrap-Parts, die mangelnde Verständlichkeit, zunehmend obsolet erscheint. Wie bereits auf „JBG1“ hat Kolle auch hier wieder die Anzahl an doppeldeutigen Wortspielen im Vergleich zu seinen Solo-Releases reduziert und greift zumeist auf einfachere Bilder und direktere Punchlines zurück. Farid Bang für seinen Teil hat sich seit der Veröffentlichung des Vorgängers in fast jeder technischen Disziplin verbessert und bleibt selbst was hintersinnige Vergleiche betrifft, oft nicht mehr sehr weit hinter Kollegah zurück. Dennoch: Wer sich über Zeilen wie „Ich flowe wie Nasenbluten“ amüsiert, sollte mit Aussagen wie „Ich steche heraus wie Igelhaare“ eher zurückhaltend sein.

Apropos: Gedisst wird auf „JBG2“ natürlich auch. Unter anderem verteilen Kollegah und Farid verbale Seitenhiebe an Kitty Kat, Laas Unltd, Max Herre, Curse, sido, Cro, Kool Savas, Das Bo, Ferris MC, Brixx(?), Fler, Marteria, Miss Platnum, F.R. und die Orsons. Und auch wenn einige Lines von Farid nachträglich zensiert wurden, ist zumeist dennoch klar welche unbeteiligten TV-Sternchen darüber hinaus noch ihr Fett weg kriegen. Mit Zeilen wie „Vor dem Sex bekomm ich meistens Tränengas“ sollte überdies auch das Ziel einer erneuten Indizierung im Bereich des Möglichen liegen.

Mit welcher unerschütterlichen Gelassenheit Kollegah und Farid Bang immer weiter ihre überzeichneten Männlichkeits-Images forcieren, ist schon erstaunlich und birgt in seiner Ausführung zwar nach wie vor großes Unterhaltungspotenzial, die inhaltliche Monotonie lässt aber über die insgesamt 20 Tracks schon bald Ermüdungserscheinungen zu Tage treten. Auch wenn jedem, der „JBG2“ in die Hand nimmt, bewusst sein sollte, dass es sich bei einem Kollegah und Farid Bang-Album letztendlich um einen Schwanzvergleich im Langspielformat handelt, wäre dennoch ein bißchen mehr Einfallsreichtum wünschenswert gewesen.

Damit sind nur in Einzelfällen die meist überdurchschnittlichen Wortspiele der beiden Protagonisten gemeint. Doch so unerwartet der ein oder andere Vergleich (insbesondere von Kollegah) kommt, so erwartbar ist das Album insgesamt. Zwar ist das Produktionslevel von „JBG2“ ungleich höher als noch bei seinem Vorgänger und alle Beiträge in ihrer Umsetzung mehr als amtlich, dennoch ist hier nichts dabei, was man nicht schonmal in ähnlicher Form gehört hätte. Gut die Hälfte der Beats klingen, als hätte man die Produzenten gebeten, ihre beste Neu-Interpretation des Mitte 2000er G-Unit-Sounds abzuliefern und auch diverse Sing-Sang-Hooks und -Bridges im 50 Cent-Style unterstreichen diesen Eindruck. Gepaart mit dem immergleichen Supermacho-Bildern von dicken Wagen, dicken Oberarmen und dicken Schwänzen fällt es so schwer einzelne Highlights aus der Tracklist hervorzuheben.

Alles in allem wurde bei „Jung, Brutal, Gutaussehend 2“ abgeliefert, was Fans des ersten Teils hören wollen: Es werden Rapper beleidigt, Mütter gefickt, übertrieben Unterwelt-Szenarien beschrieben und es darf über das ein oder andere lustige Wortspiel gekichert werden. Die Produktionen sind wenn nicht besonders innovativ, dennoch von überdurchschnittlicher Qualität und das Mastering spielt mehr als eine Liga über dem seines Vorgängers. Wem die fünf(!) bisher veröffentlichten Singles des Albums allerdings nicht zusagten, sollte auch die Finger von „JBG2“ lassen, denn viel mehr wird auf dem Rest der LP auch nicht geboten. Weniger allerdings auch nicht.