Durchgehört: Celo & Abdi - Hinterhofjargon

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Wie jeder informierte Deutschrap-Hörer weiß, wird am 25. Mai das langerwartete Debütalbum des Azzlack-Duos Celo & Abdi in den Läden stehen. Seit sie mit ihrem „Mietwagentape“ Anfang vergangenen Jahres für Furore sorgten und von Haftbefehl unter dessen Fittiche genommen wurden, spalten die beiden sympathischen Frankfurter die deutsche Rapszene. Die Einen lieben sie für ihr authentisches Auftreten und ihre unterhaltsamen Reime, die Anderen sehen ihn ihren mit Slang- und Fremdwörtern gespickten Texten nicht weniger als den Verfall der deutschen Sprachkultur. Zuletzt gab es sogar Antisemitismus-Vorwürfe.

Da es im Showgeschäft bekanntlich nie schaden kann zu polarisieren, hat man es bei „Hinterhofjargon“ in jedem Fall mit dem meist-antizipierten Album des Monats zu tun. Dass mit M3 einer der gefragtesten deutschen Produzenten alle auf der Platte enthaltenen Produktionen beigesteuert hat, tut dabei sein übriges.

Nachdem uns Celo & Abdi bei unserem Interview Anfang März bereits einzelne Songs vorgespielt haben, hatten wir nun exklusiv die Gelegenheit schon vorab in das komplette Album reinzuhören. Hier ist unser „Durchgehört“ zu Celo & Abdis „Hinterhofjargon„:

01. Intro

Abdi und Celo steigen ein und schieben sich über eine düster-bouncende Soundkulisse gegenseitig die Bars zu. Inhaltlich wird hier repräsentiert. Für die Viertel, für die Ticker und für die Migrantenkids:

Celo: Das ist der Alltag, Vaterstaat der Bastard! / Abfucks, wenn du keinen deutschen Pass hast. / Kanacks auf Hass-Kicks, weil sie hier geboren sind / du bist erst oben, wenn du in der Loge sitzt.

02. Hinterhofjargon

Abdi a.k.a. Oberstudienrat / bringt euch Slang bei..“

Über einen treibenden Beat wird hier für alle Nicht-Azzlacks der titelgebende Hinterhofjargon entschlüsselt. Abdi zum Thema Flex und Haze: „Boys und Girls lasst die Finger bloß davon / holt euch im Mediamarkt Hinterhofjargon.“ Das Ganze bockt, bestes Infotainment.

03. A2zlack (feat. Capo Azzlack)

Das Erste was auffällt ist das runtergepitchte Sample aus The Prodigys „Breathe“, welches den Beat trägt. Wie der Titel nahelegt wird hier wieder ordentlich repräsentiert. Gast Capo flowt natürlich wieder „Atom“ und erzählt was passiert, wenn er nachts mit seinem neuen S-Brabus durch Frankfurts Bahnhofsviertel cruist: „Frauen klatschen mit den Händen aus dem Fenster / und rufen: Capo, komm hoch und mach mir ein‘ Gangster“.

04. Über Wasser halten

Ein Hustler-Anthem mit entsprechendem Soul-Sample in der Hook bei dem unsere Protagonisten vom Malochen, übers Ticken bis zum Musik-Hustle die Notwendigkeit des Geldverdienens in ihren verschiedenen Ausprägungen darstellen.

05. Traffic Cartel (feat. Haftbefehl)

Wie der Titel bereits suggeriert, gibt es hier Drogenschmuggler-Talk vom Feinsten. Der Beat zwingt zum Kopfnicken. Haftbefehl beschreibt einen fiktiven Drogendeal und kommt mit der gnadenlosen Einstiegszeile: „Heroin! / Vergifte die Welt, denn ich muss mehr verdien'“.

06. Hektiks

07. Durchsuchungsbefehl (feat. SSIO)

Wiederum verrät der Titel bereits die vorgestellte Thematik: Story-telling-mäßig werden polizeiliche Dursuchungsszenarien und die damit einhergehende Paranoia beschrieben.

08. Besuchstag (feat. Xatar & Veysel)

Über ein entsprechend melancholisches Soundbett fangen Celo & Abdi, sowie insbesondere die aktuell tatsächlich inhaftierten Xatar und Psycho Veysel die seelische Zerrissenheit ein, der eigenen Mutter beim Besuchstag als verurteilter Verbrecher unter die Augen zu treten.

09. Parallelen (feat. Haftbefehl)

10. Was hat sich verändert?

Celo & Abdi erzählen, wie sich ihr Leben verändert hat, seitdem „Hafti“ sie zu Azzlack-Members machte. Abdi dazu: „Erst mit Headsets, Magix Studios / Jetzt gibt’s Gangbangs im Touring Bus“.

11. Frauen (feat. Capo Azzlack & Schwesta Ewa)

Die geliebten / ungeliebten Schlampen sind das Thema. Obwohl alle MCs unterhaltsame Parts abliefern, ist Schwesta Ewas Beitrag hier ohne Zweifel das Highlight. Line um Line führt sie die Scheinheiligkeit so manches vermeintlich braven Mädchens vor Augen, bevor es ihr endgültig reicht: „Ach, ich könnte stundenlang von euch Heuchlern labern / doch ich hab keine Zeit, denn ich muss Steuern zahlen“

12. Last Action Hero

Hier sorgen C&A mit Action Helden- und Comic-Vergleichen en masse für den ein oder anderen Schmunzler, beispielsweise wenn Abdi seine Homies als Daltons bezeichnet. Beat geht nach vorne. „Zwo-Eins-Risiko!“

13. Streetfighter II

Okay, der Spaß ist vorbei… Straßenschlägerei im Azzlack-Style ist angesagt!

14. Skit / 15. In meinem Land

Auf dem letzten Track der Standard Edition von „*HJ*“ reflektieren die beiden Frankfurter, wie es für sie wäre nicht in der Main-Metropole, sondern in ihren respektiven Heimatstädten in Marocco bzw. Bosnien zu leben oder dort gelebt zu haben.

16. Outro

Abdi gibt die weitere Marschrute des Azzlack-Duos vor: „Bis zu sechsten Null, wird deutscher Rap gebumst“

(iTunes-Edition:)

(01. Interkontinental (feat. Veysel): Böser Hood-Banger: Alle MCs wissen zu überzeugen.)

(02. Unsere Stadt: Hier wird die dunkle Seite der deutschen Börsenstadt beschrieben.)

FAZIT:

Hinterhofjargon“ wird den Erwartungen in allen Belangen gerecht. Wer vorher nichts von Celo & Abdi wissen wollte, wird hier sicher nicht umgestimmt. Wer die Beiden allerdings feiert, bekommt das Frankfurter Doppelgespann in Bestform.

Auf „Hinterhofjargon“ schaffen es Celo & Abdi ihre zugegebenermaßen hin und wieder etwas einseitigen Inhalte immer wieder durch interessante Konzepte in neue ansprechende Form zu bringen. Technisch haben beide nochmal einige Schritte nach vorne getan und auch bei den Gast-Mcs gibt es keine nennenswerten Ausfälle. M3s Produktionen sind ohnehin über jeden Zweifel erhaben und so ist den Azzlackz mit „Hinerhofjargon“ ein wirklich rundes Album gelungen.