Review: B-Tight - Neger Neger

Der Neger Neger
Der Neger Neger

B-Tight Fans mussten sich lange gedulden, doch nun hat Bobby Dick sein Album fertig gestellt. Nachdem die im letzten Jahr erschienene EP ?X-Tasy? bereits einen Einblick in das gegenwärtige musikalische Schaffen B-Tight?s bot, folgt nun mit ?Neger Neger? die inoffizielle Fortsetzung der EP ?Der Neger (In Mir)?. Dies zeigt schon das Cover Artwork des Albums, das von der Aufmachung her direkt an Bobby?s erste EP für Aggro Berlin erinnern lässt. Auch der Titel ruft Assoziationen an die ?Der Neger (In Mir)? EP hervor, mit der Aggro Berlin vor dem großen Durchbruch erstmals nationale Aufmerksamkeit auf sich zog. Dabei setzt B-Tight sein kontroverses Konzept fort und verwendet weiterhin recht offenherzig das Wort ?Neger?, dessen häufige Benutzung ihm durchaus einiges an Kritik beibrachte. B-Tight verteidigt den offensiven Umgang bis heute mit dem Argument, dass er den Neger als einen coolen Gewinnertypen versteht und somit dem Wort einen positiven Ansatz verleiht. Die Diskussion soll hier nicht entschieden werden, vielmehr soll sich auf die musikalischen Qualitäten des neuen Release aus dem Hause Aggro Berlin konzentriert werden.

Nach einem gelungenen kurzen Instrumental Intro beginnt das Album mit dem Titeltrack ?Neger Neger?, der als 2.Teil des Hits ?Der Neger? angesehen werden kann. Der von Desue produzierte Track legt die Marschroute des Albums fest und bietet die bekannten von Nihilismus geprägten Lines des Aggro Berlin Artists. Zwar wird der Charme des Originals nicht ganz erreicht doch ist der Albumopener schon eine runde Sache. Auch die erste Single ?Ich Bins (Bobby Dick)? kann mit guten Parts und einem richtig starken Beat vom Mastermind Tai Jason begeistern. Allerdings hat sich ausgehend von diesem guten Anfang auch viel Durchschnitt auf Bobby Dick?s Solo Ausflug geschmuggelt. So bietet beispielsweise die x-te Hymne an die Heimatstadt ?Zack!Zack! (Berlin)? nicht wirklich viel Neues und ist doch recht langweilig geraten. Auch der Track mit A.i.d.S. Partner Sido ?Hör Nicht Auf? enttäuscht durch einen zu vorhersehbaren Paul NZA Beat und den altbekannten Ansagen, die wohl keinen mehr überraschen können. Ebenso sind ?Kein Problem? featuring Grüne Medizin oder ?Ich Seh Dich? mit Tony D allerhöchstens Standardware. Hinsichtlich der musikalischen Qualitäten der Platte fällt zudem auf, dass zwar keine richtig schlechten Beats auf ?Neger Neger? zu finden sind, doch heben sich viele Produktionen nicht über besseren Durchschnitt und wirken uninspiriert. Dabei ist es schade, dass der elektronische Ansatz der ?X-Tasy? EP nicht beibehalten wurde, und viele Beats auch auf Sido und Fler Alben zu finden sein könnten und daher recht austauschbar wirken. Bestes Beispiel ist hier ?Spielverderber? mit Fler, das wohl auch in der Form auch auf einem Fler Album seinen Platz finden könnte und dementsprechend nicht unbedingt als Aushängeschild für B-Tight dient. Vielleicht wäre es hier besser gewesen den Stil der EP fortzuführen, der durch die sehr elektronische Ausrichtung eine Art Kennzeichnung für B-Tight gesetzt hat und hier zu Gunsten vieler glatter Produktionen recht deutlich minimiert wurde.

B-Tight
B-Tight

Natürlich gibt es auf ?Neger Neger? aber auch gute Tracks. Am Besten harmoniert B-Tight mit den Tai Jason Beats, auf denen er regelmäßig zu Höchstform aufläuft wie zum Beispiel auf dem energiereichen und druckvollen ?10 Kleine Negerlein?, oder der bereits erwähnten ersten Singleauskopplung. Auch die düstere und bedrohliche Atmosphäre des wohl gegen Irie D gerichteten Disstracks ?In den Mund!!!? weiß zu gefallen. Ebenso bietet beispielsweise ?So Gut? die passende musikalische Unterlage für Bobby Dick?s Prahlereien, wenn auch die Hook eher nervig gerät. Erwähnenswert ist auch der Track ?Bobby Dick?, der auf einem fulminanten Brett von Tai Jason eine wahre Armada an Berlinern Rappern featuret.

B-Tight selber hat sich für ?Neger Neger? technisch stark verbessert und bietet über das Album verteilt meist gute Parts. Thematisch geht es dabei, wie es sich für B-Tight gehört meist um Frauen Drogen und Gewalt. Am besten fasst dies der gute Track ?Fick Dich (Sinfonie)? zusammen, der B-Tights ?Scheiß auf Alles? Mentalität am prägnantesten ausdrückt. Allerdings sind B-Tight?s aggressive Texte auf Dauer ein wenig ermüdend, vor allem da mit Ausnahme von ?Szenario? mit Kitty Kat oder ?10 Kleine Negerlein? wenig alternative Songkonzepte geboten werden. Es scheint, dass alle persönlichen Titel auf die Premium Edition verbannt wurden, was schade ist, da persönliche Songs wie ?Meine Geschichte? oder ?Alles Votzen (Ausser Mama)? eine Menge Potenzial haben und auch eine andere Seite des Rappers offenbaren, die nicht allen bekannt sein dürfte Auch ?Annemarie? hätte man anstatt eines der schwächeren Songs auf das reguläre Album packen können, da es zwar nicht zur Themenvielfalt beträgt, aber durch den wirklich genialen Beat von Dan und der wirklich lustigen Idee zu einem echten Hit gerät. Somit kann an dieser Stelle die Premium Edition empfohlen werden, die mit guten Tracks auftrumpfen kann. Festzustellen bleibt, dass B-Tight seine bewährte Linie in einem technisch ansprechenden Rahmen auf die Platte gepackt hat, doch auf die Dauer fehlt es ein wenig an thematischen Variationen und wirklichen Überraschungen. In Bezug auf die Features bestehen ebenfalls Diskrepanzen: während Alpa Gun und Fler mit guten Gastparts glänzen, bleib Greckoe auf ?Jetzt Komm Ich? ziemlich blass.

Insgesamt schafft es B-Tight mit ?Neger Neger? nicht ganz zu überzeugen und enttäuscht nach langer Zeit des Wartens mit dem Album ein wenig. Zwar bleibt er seinem Motto treu und bietet harte und aggressive Texte auf ansprechendem technischem Niveau, die auch unterhalten können, doch ist eben nicht alles gelungen. Vor allem vom Soundbild hätte man nach den wirklich tollen Beats der ?X-tasy? EP mehr erwartet, da viele Produktionen zwar klar gehen, aber bei 18 Tracks auch viele Standardbeats verwendet werden, die nicht unbedingt herausstechen und den Gesamteindruck erheblich schmälern. Handwerklich gesehen sind die Beats nicht schwach, allerdings fehlen wirkliche musikalische Highlights, wie sie es noch auf ?X-Tasy? gab. Somit hat B-Tight zwar kein schlechtes Album an den Mann gebracht, aber eben auch keines, das als Aggro Berlin Klassiker gezählt werden kann. B-Tight Fans werden die Songs zum großen Teil feiern können, da ihnen bestes B-Tight Entertainment geboten wird, alle anderen sollten in das Album reinhören und dann entscheiden, ob sie in Bobby Dick?s neuesten Streich investieren wollen.

By: BJ AN

Bewertung: 3 von 6
Bewertung: 3 von 6