Durchgehört: Prodigy - Return Of The Mac

Return Of The Mac
Return Of The Mac

Nein, hier geht es nicht um die Rückkehr von Mark „The Mack“ Morrison (kennt den überhaupt noch jemand?), sondern um das neue Streetalbum/Mixtape von Mobb Deep’s Prodigy. Der Queensbridge Veteran will seine Fans noch vor dem Release seiner offiziellen zweiten Soloplatte mit neuer Musik versorgen. Doch schon vor Erscheinen von „Return Of The Mac“ gab es einige heftige Debatten über P’s neustes Werk, da dieses über Koch Entertainment und nicht über G-Unit Records/Interscope Records erscheint. Die Diskussionen wurden insbesondere von 50 Cent ausgelöst, der sich in Interviews abfällig über Koch äußerte und das Label mit einem Friedhof für Künstler verglich. Nun aber schlägt ein bei ihm gesignter Artist ebenfalls den Weg über Koch Records ein. Prodigy selber gab dazu an, dass „Return Of the Mac“ lediglich ein Streetalbum sei, und dass sein richtiges zweites Soloalbum H.N.I.C. 2 über G-Unit erscheinen soll. Zudem habe sich 50 Cent laut Prodigy’s Aussage mit seiner Entscheidung über Koch zu releasen einverstanden erklärt, damit P die Möglichkeit habe auf die Schnelle gutes Geld zu verdienen. Ob H.N.I.C. 2 letztendlich über Fitty’s Label erscheinen wird, bleibt jedoch weiterhin fraglich.

Weiterhin musste Prodigy in letzter Zeit harsche Kritik an seinen Fähigkeiten als MC einstecken. Viele warfen ihm vor auf den neuen Releases lustlos und ohne jeden Biss zu rappen und von seiner einstigen Klasse sei insgesamt wenig übrig geblieben. Diese Vorwürfe wirkten in die Veröffentlichung von Mobb Deep’s G-Unit Debut „Blood Money“ hinein, das teilweise völlig unnötig verrissen wurde. Die überwiegend schlechten Kritiken waren wenig überraschend, da schon im Vorfeld des Releases Kritiker und Fans über den Deal von Mobb Deep bei der G-Unit nörgelten und dabei übersahen, dass „Blood Money“ gar nicht mal so schlecht war (jedenfalls besser als das vorherige „Amerikaz Nightmare“) und mit ‚Speakin So Freely‘ sogar einen richtigen Hithatte. Allerdings musste sich Prodigy die Vorwürfe seiner Kritiker definitiv gefallen lassen, denn über weite Strecken wirkte er tatsächlich reichlich unmotiviert und gelangweilt, beinahe lethargisch.

Für das Street Album will sich der Head Nigga In Charge (dafür steht H.N.I.C.) nun auf alte Tugenden besinnen und der Konkurrenz gleichzeitig zeigen, dass er immer noch zu den gefürchtesten Lyricists zählt. So nennt er beispielsweise das Album „Return Of The Mac“, was eine Referenz auf seine alte goldene Mac Kette sein soll, die er in den früheren Videos (zum Beispiel in L.A., L.A.) getragen hatte. Auch hat er sich die Dienste von The Alchemist gesichert, damit dieser ihm einen Sound zaubert, der an die guten alten Mob Deep Zeiten erinnern soll, ohne dabei aber veraltet zu wirken. Der Produzent hat sich für das Album an Soulmaterial aus den 70ern sowie an alten Blaxploitationfilmen orientiert. Auch kommt Prodigy so gut wie ohne Gastbeiträge aus, lediglich Un Pacino darf einen Gastvers auf das Album lancieren (das sinnlose Gelaber vom Grand Imperial Entertainment CEO Majesty auf dem Skit lassen wir mal Beiseite). Die Formel Rapper, keine Gastbeiträge und ein Producer, der für die gesamte musikalische Stoßrichtung verantwortlich ist, konnte in der Vergangenheit ja schon oftmals überzeugen. Nach ca. 40 Minuten wissen wir mehr und können beurteilen, ob das musikalische Konzept gelungen ist und Bandana P sich rehabilitieren konnte.

01 – The Mac Is Back Intro

Das Intro besteht aus zahlreichen Samples aus früheren Mobb Deep und Prodigy Tracks. Zudem gibt P eine kleine Einführung und sagt, dass Mac bei ihm kein Synonym für ‚Pimping‘ ist (es soll ja für seine frühere Kette und die Waffenart stehen). Der Beat zeigt schon einmal, wohin es soundmäßig gehen soll, nämlich in eine sehr soulige Richtung. Eine gute und passende Einleitung für das kommende Album.

02 – Return Of The Mac

Prodigy
Prodigy

Der erste Banger des Albums. Alchemist hat einen fabelhaften Beat gebaut, den Prodigy mit gewohnten Weisheiten auseinander nimmt. Die Hook ist ungewöhnlich, kommt aber auch sehr überzeugend rüber. Das Sample kommt von ‚Blacula Strikes‘ von Gene Page. Der Song ist auch als ‚New York Shit‘ bekannt und Prodigy’s Reimaufbau ähnelt hier demjenigen von Busta Rhymes auf dem ‚New York Shit‘ vom „Big Bang“ Album, wobei man sagen muss, dass P’s Version eindeutig besser ist, als die langweilige Variante von Busta. Definitiv eines der besten Tracks seit langem von Prodigy und auch sonst eine ziemlich Granate. Wer Bock hat kann sich auch das sehr coole Video zum Track anschauen, das schon seit einiger Zeit im Internet zirkuliert.

03 – Stuck On You

Eine weitere Singleauskopplung des Albums, die auf Uptempo getrimmt ist und ein wenig an ‚Win Or Lose‘ vom „Amerikaz Nightmare“ Album. Wiederum hat Alchemist ein Instrumental bereitgestellt, das voller Soul steckt. Auch die hochgepitchte Stimme, die die gesamte Hook trägt, passt bestens zum Beat. Inhaltlich setzt sich P mit den Dingen auseinander, von denen er sicht trennen will, und die ihm viel bedeuten. Das sind natürlich Moneten (Strophe 1), Waffen (Strophe 2) und Pussys (Strophe 3). ‚Stuck On You‘ ist zwar nicht ganz so gut wie das vorherige ‚Return Of The Mac‘, doch bleibt trotzdem ein guter und überzeugender Song.

04 – Mac 10 Handle

Das Lied und das dazugehörige Video konnten schon vor dem Release des Albums für Furore sorgen und die Vorfreude auf das fertige Album steigern. Vielen Leuten gefiel die dunkle und bedrohliche Atmosphäre des Songs und auch in dem Video wurde die intensive Stimmung des Songs gut umgesetzt Auf dem Album bleibt ‚Mac 10 Handle‘ natürlich auch weiterhin ein Highlight. Prodigy macht eine sehr gute Figur und bringt das, was man von ihm erwartet: düstere und aggressive Hardcorelyrics, die ihn bekannt gemacht haben und die immer noch sein Markenzeichen darstellen:

*“I be alone in my hot ass room, smoking dope loadin bullets in my clip for you.
I aint even wiping my sweat, its keepin me cool. I aint even sweatin you niggaz, ima find you. Eventually, it happens like this, at the club wit his boys, at the mall wit his bitch, niggaz thinking there gonna be a fight? Pshh HA..death comes to those that wind me up.“*

Auf dem Track kommt P schon fast paranoid und daher und rappt eine wirkliche starke (wenn auch sehr stumpfe) Hook ein, die den Geto Boys Klassiker ‚Mind Playing Tricks On Me‘ aufnimmt:

*“I sit alone in my dirty ass room starin at candles, high on drugs.
All alone wit my hand on a mac 10 handle, schemin on you niggaz*“

Auch der Beat mit seinem Edwin Starr Sample ist gelungen und passt mit seinem schleppenden Verlauf bestens zu Prodigy’s Vortragsweise. Das Ganze hat schon beinahe eine hypnotisierende Wirkung auf den Hörer und fesselt ihn bis zur letzen Sekunde des Tracks. Auch das Ausklingen von ‚Mac 10 Handle‘ ist brillant und bietet einige Ansagen vom Mobb Deep Rapper.

05 – Down & Out In New York City

Ein weiter Skit des Albums, der als Intro zum nächsten Song dient. Das Interlude bietet einen Ausschnitt aus dem James Brown Song ‚Down & Out In New York City‘, das ihm späteren Song als Sample dient, und sich gut in das musikalische Gesamtkonzept des Albums einfügt.

06 – The Rotten Apple

The Alchemist
The Alchemist

Der Track kommt vom Sound her sehr entspannt und relaxt daher und bietet die passende Unterlage für Prodigy, der abermals mit sehr harten und rohen Lyrics aufwartet. Der Rapper beschreibt seine Heimatstadt New York, die für ihn einen Ort voller Gewalt und Brutaliät darstellt und ihn auf diese Weise geprägt hat. Neben den herben und gewalttätigen Texten Prodigy’s fällt besonders eine Zeile auf, in der P sich positiv über seinen damaligen Feind 2Pac äußert („If Pac Was Still Alive We’d Be On The Same Team“). Eine etwas andere Hommage an seine Heimatstadt, aber dennoch sehr unterhaltsam und mit einem extrem entspanntem Beat ausgestattet.

07 – Madge Speaks (feat. Majesty)

Majesty, CEO von Grand Imperial Entertainment, erzählt auf diesem Skit Triviales. Kann man getrost skippen. Die Pianomusik im Hintergrund geht aber klar.

08 – Take It To The Top

Für diesen Track hat Alchemist mehrere Violinen eingebaut, die einige Prodigy Fans bestimmt an den damaligen Titeltrack zu H.N.I.C. erinnern lassen. Der Streichereinsatz ist gut durchdacht: so spielen am Anfang und am Ende des Songs jeweils Soloviolinen, die dem Track einen runden und gelungenen Aufbau geben. Auch in Prodigy’s Raps treten die Violinen hervor und verleihen den einzelnen Strophen eine dramatische Atmosphäre. Inhaltlich ist dies hier die typische lyrische Selbstbeweihräucherung, die man Capital P aber auch nicht verweigern möchte. Auch hat P eine coole, halb gesungene Hook parat. Insgesamt entsteht ein weiterer ordentlicher Song, der vom Beat und Rap her aber nicht ganz die Klasse der vorherigen Tracks erreicht.

09 – P Speaks

Ein Skit, in dem, Prodigy das Mac Thema aufgreift und von seiner goldenen Mac Kette spricht, die er im L.A. L.A. Video getragen hatte. Auch kündigt er sein Album H.N.I.C. 2 an und degradiert „Return Of The Mac“ als Mix CD.

10 – 7th Heaven (feat. Un Pacino)

Un Pacino
Un Pacino

Einen richtigen Kracher stellt diese Prodigy und Un Pacino Kollabo dar. Alchemist hat für den Track die Soul Samples beiseite gelassen und einen druckvollen und energischen Synthesizer Beat zur Verfügung gestellt. P lässt hier zwar eher schwächere Zeilen vom Stapel, aber der Beat ist so gut, dass sich dies leicht verschmerzen lässt. Un Pacino schlägt sich ebenfalls ganz ordentlich. Ein Hit.

11 – Bang On ‚Em

Alchemist greift auf ein weiteres Soul Sample zurück und schustert einen Beat zusammen, der wieder entspannter und langsamer ausfällt als das vorherige Lied. Das langsame Tempo des Songs harmoniert gut mit P’s Storytelling über Waffen und Gewalt. Somit entsteht zwar sicherlich kein Highlight, aber ein ordentlicher Song, der sich in das Soundbild des Albums einfügt.

12 – Nickel And A Nail

‚Nickel And A Nail‘ ist nicht ganz so gut gelungen, wie die vorherigen Tracks. Die soulige Produktion bietet zwar ein einigermaßen hohes Tempo, ist aber sonst eher mittelmäßig ausgefallen. Erst das eingespielte Sample in der Hook weiß zu überzeugen. Auch P überarbeitet sich hier nicht und liefert einer seiner schwächeren Performances ab, obwohl immer wieder auch recht gute Stellen in seinen Raps auftauchen. Gesundes Mittelmaß.

13 – Legends

Dieser Track ist im Großen und Ganzen gelungen. Capital P rappt hier von den ‚Good Old Days‘ („When I Was Thirteen I Had Dreams“) schafft es aber natürlich das obligatorische Gunplay auch in diesen Song einzubeziehen. Der Beat bleibt dezent im Hintergrund und gibt P genügend Raum für seine Geschichten. In der Hook wurde sogar ganz subtil eine Gitarre eingebaut. Kein übermäßig spektakulärer Song, aber ein angenehmes Werk, das von mal zu mal besser wird und den guten Standard des Albums hält.

14 – Stop Fronting

Der Beat könnte vielen schon bekannt, da er schon Black Moon auf ‚I Got Cha Opin Remix‘ verwendet worden ist. Dabei hat die Produktion glücklicherweise an Nichts eingebüßt und bleibt auch im Jahre 2007 hervorragend. P gibt sich auch ganz ordentlich und weist noch mal darauf hin, dass H.N.I.C. 2 sein eigentliches Opus Magnum sein wird („This Ist he Mixtape, Imagine How the Album Sounds“). Wie schon bei einigen Songs zuvor rappt er eine sehr spartanische Hook, was aber fast schon wieder Stil hat. Alles in Allem ein mehr als guter Abschluss des Albums.

Fazit: Der scheintot geglaubte Prodigy hat es seinen vielen Kritikern gezeigt und mit „Return Of The Mac“ ein gutes Album aufgenommen. Dabei gefällt vor allem der homogene Charakter der Platte, denn das von Alchemist zur Verwendung gestellte Soundbild ist mit seinen Soul Einflüssen hervorragend ausgefallen. Auch Prodigy selber zeigt sich gegenüber „Blood Money“ verbessert und überzeugt mit den düsteren Lyrics, die seine Fans von ihm erwarten. Dabei ist P dieses Mal sogar noch verbissener und seine ungefilterten Texte über Waffen und Verbrechen wirken noch brutaler und aggressiver. Negativ ist die geringe Spielzeit des Streetalbums/Mixtapes, da insgesamt nur 10 richtige Songs angeboten werden. Glücklicherweise sind aber die meisten Songs gelungen, was an dem guten Zusammenspiel von souligen Beats und harten Lyrics liegt. Auch könnte man bemängeln, dass P und Alchemist sich mit Innovationen ein wenig zurückhalten, aber dies stört den sonst positiven Eindruck überhaupt nicht, denn das Album ist ansonsten rundherum gut ausgefallen. Insgesamt kann Prodigy mit „Return Of The Mac“ einiges von seiner eingebüssten Reputation zurückgewinnen und schürt die Vorfreude auf „H.N.I.C. 2“, das hoffentlich ebenso gut ausfällt wie diese Platte.

Bewertung: 4 von 6
Bewertung: 4 von 6

By: BJ AN