Release Vorschau: Killa Calles & Mutha

Killa Calles – Die 1000 Gesichter des Killa Calles

Die 1000. Gesichter....des Killa Calles
Die 1000. Gesichter….des Killa Calles

Der Düsseldorfer Rapper Killa Calles steht nach zahlreichen Tapes, Singles und Gastbeiträgen nun mit seinem erstem Longplayer in den Startlöchern. Release Date des Longplayers, der über Bahndamm Poppaz erscheint und von Def-Dick vertrieben wird, ist der 30.3.2007. Features kommen unter anderem von DJ Jenz, DJ Ruki, Adi von Millionadi und DJ Rob Quick.

Als Erstes fällt auf, dass der Killa sowohl als Rapper auftritt als auch alle Beats produziert und abgemischt hat. Zusätzlich übernimmt er die Rolle des Executive Producers und auch für das Cover, welches eher trashig daherkommt ist Calles verantwortlich. Man merkt also, dass Killa Calles großen Wert darauf legt die Kontrolle über seine Musik zu behalten, was natürlich nur als postiv angesehen werden kann.

Musikalisch gesehen orientiert sich Calles an die Boom Bap Sound Ästhetik des früheren New York Raps und versieht seine Produktionen mit zahlreichen Samples. Was auf dem Papier also eher wenig innovativ klingt, fällt in der Praxis glücklicherweise doch recht abwechslungsreich aus. Calles beweist ein glückliches Händchen für das richtige Sample und schafft es durchaus ansprechende und unterhaltsame Beats zu zaubern. Gute Beispiele dafür sind die Ode an Calles‘ Heimatbezirk ‚Oberbilk‘ oder das völlig verrückte ‚Pigalle‘, welches teilweise an die alten französischen Chansons erinnert. Eine Ausnahme stellt hier der Song’Synthie-Shokker‘ dar, der wie der Titel schon verrät die Synthies auspackt und soundtechnisch ebenfalls überzeugen kann. Um den Boom Bap Sound genügend zu unterstreichen hat Calles zudem seine Tracks mit vielen Scratches ausgestattet, was die Featureliste mit den zahlreich vertretenen DJ’s bestätigt. Einige Beats kommen zwar etwas unspektakulär und langweilig daher doch im Großen und Ganzen hat Killa Calles einen ordentlichen Soundteppich für sein Albumdebut gezaubert.

Weiterhin sind Calles‘ Texte besonders lobenswert, die mit vielen gelungenen Ideen und Metaphern versehen sind und den Hörer einen guten Einblick in die Gedankenwelt des Düsseldorfers verschaffen. Dabei zeigt sich, dass sich Calles schwer in eine Schublade packen lässt und mehrere Charaktereigenschaften in sich vereint. Dementsprechend hat Killa Calles hat einige sehr gute Songideen auf seine Solo LP gepackt: so wird in ‚Grabbeln Inne Kiste‘ über das Hobby des Platten/Sample Shopping philosophiert oder in ‚Status Quo‘ der gegenwärtige Zustand Hip Hop Dutschlands aus der Sicht von Calles kritisch beleuchtet. Auch der bereits erwähnte Song ‚Pigalle‘ kann positiv auffallen, da Calles themengerecht mit leicht französischem Akzent rappt und seine Lyrics auch mit französischem Vokabular ausstattet. Ein witziger Track, der das Talent des Düsseldorfers verrückte Songkonzepte umzusetzen, gut wiedergibt.
In Tracks wie ‚Wie du willst‘ oder ‚Synthie Shokker‘ versucht Calles mit derberen und härteren Lyrics dem Killa in seinem Namen alle Ehre zu bereiten, wobei man ihm dies nicht wirklich abnimmt, da Calles auf weiten Teilen des Albums doch eher harmlos daherkommt. Insgesamt aber kann er mit seinen gut durchdachten und witzigen Texten überzeugen, die wirklich mit tollen Ideen versehen sind und dem MC ein hohes Maß an Kreativität bescheinigen. Das Ganze wurde auch ordentlich eingerappt, wobei Killa Calles der Rap-Elite nicht das Wasser reichen kann, da seine Technik doch recht konventionell ausfällt und häufig leicht monoton daherkommt. Allerdings wird dieses Manko durch die guten Texte wieder wettgemacht.

‚Die Tausend Gesichter des Killa Calles‚ ist eine gelungen Platte, die vor allem Fans des alten Boom Bap Raps ansprechen dürfte. Killa Calles hat ein homogenes Soundbild auf die Beine gestellt und sorgt dank einigen ausgefallener Songideen und der cleveren Lyrics für genügend Unterhaltung. Insgesamt ein interessanter Release.

Mutha – Erschlechtes Mädchen

Mutha - Erschlechtes Mädchen
Mutha – Erschlechtes Mädchen

Am 20.4.2006 wird Mutha sein erstes Producer Album ‚Erschlechtes Mädchen‘ über Def-Dick herausbringen. Dabei wird er zum Beispiel von den Female Mc’s Miss Nami und Crazy MC, Joel K, Äi Tiem und der Mic Mafia unterstüzt.

Nach Einlegen der Scheibe kann Mutha auf dem Intro ‚Scheiße im Kopf‘ das erste Mal Aufsehen erregen, indem er Bushido, Sido, Fler und Eko Fresh attackiert und sie und ihre Fans als Versager bezeichnet. Diese verbale Schelte zieht sich durch das ganze Album und wird in den späteren Skits und Tracks weiter thematisiert. Mutha hat sich das Ziel gesetzt den echten Rap zu repräsentieren und die Kritik an Aggro Berlin und Konsorten zeigt, dass er mit dem derzeitigen Status Quo der deutschen Hip Hop Szene ganz und gar nicht zufrieden ist. Mutha legt mit seinen Disses die Messlatte für das kommende Album hoch, wobei man sagen muss, dass er die aufkommenden Erwartungen nicht ganz erfüllen kann. Zwar kann man dem Kölner mit seinem Rüpel Style einen gewissen Charme nicht abstreiten, doch hapert es oft an der richtigen Technik und den passenden Flows. Zu simpel und profan sind seine Reimgerüste und auch die verwendeten Anglizismen fallen eher unangenehm und wirken veraltet.

Hinsichtlich der musikalischen Umsetzung lässt sich sagen, dass Mutha sich dem gegenwärtigen Soundbild verweigert und eher Wert auf Old_School Beats legt. Dabei fällt vieles eher durchschnittlich aus und musikalische Highlights sind eher rar gesäät. So kann ‚Muthakomplexxx‘ mit seinem düsteren Beat durchaus überzeugen und auch ‚Westside Story Part 1‘ ist ordentlich produziert worden. Insgesamt aber sind die die meisten Beats oft innovtionsarm und wirken altbacken. Da ist es schon etwas bezeichnend, dass beatmäßig am meisten bei ‚Sonderschulflavour‘ geht, welches aber auf Bushido’s Sonnenbankflavour basiert.

Was den Inhalt des Albums anbelangt, geht es wie beispielsweise ‚Kampf um Rap‘ zeigt um Mutha’s Vision von gutem Rap und wie man ihn vor Leuten wie Aggro Berlin verteidigt. Auch ‚Gib mir die Handgranate‘ verdeutlicht, dass Mutha mit der derzeitigen Lage im Land alles andere zufrieden ist. Dabei gibt sich der Mc äußerst angriffslustig um sein Bild von Rap und der Kultur zu retten. Leider aber mangelt es wie bereits gesagt oft an der richtigen technischen Umsetzung, so dass kein wirklicher Hörgenuss aufkommen will. So sind Mutha’s Parts auf ‚Def Dick Party‘ oder ‚Kampf um Rap‘ schon sehr durchwachsen, was schade ist, da Mutha auf ‚Muthakomplexxx‘ mit seinen bösen Texten und ‚Im Westen nichts Neues‘ sich durchaus ambitioniert gibt. Von den Gastbeiträgen können am ehesten Joel K und Äi-Tiem auf ‚Sonderschulflavour‘ überzeugen. Erwähnenswert ist auch die Gruppe ‚Köln Porz Asozial‘, die sich auf dem Track ‚Man kackt!!!‘ demselbigen Thema widmet, was durchaus witzig und kurzweilig anmutet.

Schlußendlich lässt sich sagen, dass Mutha ein schwaches Album fabriziert hat, dass qualitätsmäßig nicht an die Werke der von ihm kritsierten Leute heranreicht. Beats und Raps sind allesamt noch ausbaufähig, Mutha’s Texte wirken zudem auch oft recht unbeholfen und unausgereift. Daher muss sich Mutha auch das Argument gefallen lassen, dass er Aggro und Bushido zwar disst, diese aber rap- und produktionstechnsich noch nicht eingeholt hat. Leute, die Mutha’s Idee von wahrem Rap teilen und die mit den heutigen Rappern nichts anzufangen wissen, können in ‚Erschlechtes Mädchen’durchaus aber mal reinhören.

By: BJ AN