Durchgehört :Ghostface - More Fish

More Fish
More Fish

Durchgehört: Ghostface – More Fish

Nachdem Ghostface Anfang 2006 schon das allseits gefeierte ‚Fishscale‘ veröffentlicht hatte, staunte man nicht schlecht, als der MC ankündigte noch im selben Jahr ein weiteres Album auf den Markt zu bringen. Zuzutrauen war es ihm allemal, denn Tony Starks hat sich mittlerweile erfolgreich vom einst so mächtigen Wu-Tang Clan emanzipiert und im Gegensatz zu den anderen Wu Membern eine recht erfolgreiche Solokarriere mit überzeugenden Releases gestartet.
Das neue Werk trägt nun den Namen ‚More Fish‘ (spielt mit den Namen also direkt auf ‚Fishscale‘ an) und wurde vor kurzem veröffentlicht. Anders als beim Vorgängeralbum liegt der Fokus hier auf Ghostface’s Team der Theodore Unit, die einem breiten Massenpublikum vorgestellt werden soll. Dabei konnte sich bisher vor allem Trife auszeichnen, der beispielsweise mit Ghostface das Album ‚Put It On The Line‘ aufgenommen hat und dort mit einigen ausgezeichneten Parts glänzen konnte. Wie beim Wu-Tang Clan so üblich, ist es aber, was die restlichen Mitglieder anbelangt, recht schwer zu bestimmen, welche Rapper nun alle die Theodore Unit bilden , und wer nur zum engeren Umfeld der Crew gehört. Augenblicklich bilden wohl Ghostface himself, Sun God, Cappadonna , Shawn Wigs und Trife die Theodore Unit.

Durch die vielen Features der Theodore Unit kommen Erinnerungen an Pretty Toney’s erstes Album ‚Ironman‘ auf, auf dem damals Raekwon und Capadonna den Ghost Deini unterstützt haben. Ob die neuen Mitstreiter ähnlich gut harmonieren wird sich nun zeigen.
Mal schauen also, ob Ghostface Killah es geschafft nach dem grandiosen Fishscale ein weiteres Topalbum voller spannender Crime Storys zu fabrizieren und sein gerechtfertigter Höhenflug weiter anhält.

01 ? Ghost Is Back

Nach einem eher langweiligen Intro, welches Ghostface?s Jahreswechsel von 2006 ins Jahr 2007 wiedergibt, folgt im direkten Anschluss der erste Knaller: auf einem exzellenten Beat spuckt der Theodore Unit Chef seine Lyrics in absoluter Höchstform. Dabei fällt vor allem der von Ghostface selber und J-Love produzierte Beat auf, der auf dem Song ‚Juice (Know The Ledge )‘ von Eric B & Rakim basiert und mit zahlreichen Gimmicks wie Flöten und Samples daherkommt. So entsteht ein echtes Old School Feeling und insgesamt ist der Albumstart gelungen.

Ghostface
Ghostface

02 ? Miguel Sanchez (feat. Trife Da God & Sun God)

Trife Da God und Sun God schildern hier eine Crime Geschichte, wie sie für Ghostface Releases typisch ist. Trife muss einen Drogenbaron namens Miguel Sanchez töten oder er wandert ins Gefängnis. Sun God als loyaler Partner hilft ihm bei der Mission. Dabei liefert Trife eine gewohnt gute Performance ab und auch Ghostface?s Sohn Sun God glänzt mit seinem Part:

„I got you nigga, four-four pop two niggas
That drug lord that we want, got a spot for niggas
And if we kill? em, it?s back to the block my nigga
He carried rugers, thirty four shots I figure“

Die musikalische Untermalung kommt von Fantom Of The Beats und erinnert stark an den Beat vom Track ‚Maxine‘ (vom damaligem ‚Bulletproof Wallets‘ Album) ohne jedoch ganz dessen Klasse zu erreichen. Der Beat lässt den Protagonisten zwar viel Raum für ihre Crime Story, doch kommt er verhältnismäßig unspektakulär daher. So entsteht ein solider Track, der mehr von den Geschichten der MC?s lebt, als von der Produktion.

03 ? Guns N‘ Razors ( feat. Trife Da God, Capadonna & Killa Sin)

Auf einer guten Produktion von MF Doom geht es abermals um Streettales. Dabei kommen Ghostface, Trife, Capadonna und Killa Sin ohne Hook aus und vor allem Killa Sin kann auf dem Track mit guten Raps glänzen. Der Beat kommt sehr ’spacig‘ daher und erinnert irgendwie an die Titelmelodien von Serien aus den 60ern. Im Großen und Ganzen daher ein ordentlicher Song.

04 ? Outta Town Shit

Einer der wenigen Solotracks von ‚More Fish‘. Ghostface erzählt eine Crime Story und liefert einer seiner sehr schräg gesungenen Hooks ab. Der ruhige Beat von Lewis Parker ist aber eher einer der langweiligeren Sorte und wirkt ein wenig uninspiriert. Somit verlockt der Song trotz einer guten Performance von Ghostface zum weiterskippen.

05 ? Good (feat. Trife da God & Mr Maygreen)

Es folgt eine Uptempo Nummer, auf der Ghost und Trife zeigen, was in ihren Leben alles ?good? ist. Der Song versprüht also Optimismus und kommt auch durch die von Mr. Mygreen gesungene Hook recht fröhlich und positiv daher. Wiederum rappt Trife überdurchschnittlich gut und beweist, dass er zu Recht als einer der großen Talente in der Rap Welt gilt:

„When we on the block bubbling rocks, watching for cops
Holding glocks in and out of the spots, (it’s all good)
When we overseas, getting that cheese, whipping the hottest V’s
Blowin‘ exotic trees, playa, (it’s all good)“

Der von P-Nut & Koolade abgelieferte Beat passt sich hervorragend der Thematik des Songs an, was den Track gut abrundet. Manch einer könnte die Produktion als zu kommerziell auffassen, doch soll das die Brillanz des Tracks nicht schmälern, der sich tatsächlich gut als Singleauskopplung ohne Anbiedern an den Mainstream eignen würde. Guter Song.

06 ? Street Opera (feat. Sun God)

Vater ( Ghostface Killah) und Sohn ( Sun God) auf einer Fantom Of The Beats Produktion. Dabei ergänzen sich beide Rapper ganz gut und bringen anständige Texte an den Mann. Besonders in der dritten Strohe liefern die Beiden gute Teamarbeit ab. Die simple Hook fasst den Inhalt des Tracks gut zusammmen:? Jeans, hoods, guns, crack.? Der recht soulige und warme Beat wartet mit einer gepitchten Stimme auf, die allerdings einiger Zeit aber auf die Nerven geht .Fantom Of The Beats hat routinierte Arbeit abgeliefert, die aber nicht mehr als durchschnittlich ist. Insgesamt ein durchschnittliches bis ordentliches Werk.

07 ? Block Rock

Ein weiterer Solotrack von Tony Starks. Der Beat von Madlib ist hierbei erfreulicherweise frisch und originell, auch wenn er kein wirkliches Meisterwerk darstellt. Ghost bringt eine sehr gute Leistung zustande und kann wie gewohnt mit seinen verrückten Lyrics überzeugen:

„Same dudes give a bitch booze, stupid rich dudes
Crystal, chandellier ice, keep a wrist full
Cuz, if Lil‘ Jon, can ice his cup
I top that shit, and ice my nuts“

Ein guter Beat und ein guter Ghostface. Was will man mehr?

08 – Miss Info Celebrity Drama ( Skit)

Ein Skit, denn man sich nicht unbedingt geben muss.

09 – Pokerface ( feat. Shawn Wiggs)

Shawn Wigs
Shawn Wigs

Shawn Wiggs und Ghostface in der Hook laden zur Rap Pokerrunde ein. Auf einer ordentlichen Produktion von K. Flack erzählt Shawn Wiggs von einem Pokerspiel, wobei er natürlich am Ende ordentlich abräumt. Der Song passt gut zu Wiggs, der ja auch im echten Leben ein Pokerfan ist. Lustige Idee also, die auch recht souverän umgesetzt worden ist, ohne jedoch ein Ausnahmesong zu sein.

10 ? Greedy Bitches ( feat. Redman & Shawn Wiggs)

Ein etwas anderer Track für die Ladys: Ghost und sein Partner Shawn Wigs äußern sich hier eher herablassend über Frauen, was Erinnerungen an Ghost?s berüchtigtes ?Wildflower?( vom ‚Ironman‘ Album) weckt. Auch der alte Haudegen Redman gibt einige Weisheiten zum Besten, was man beim Soopaman Lova auch nur begrüßen kann. Die Parts von Wiggs und Red fallen aber gegenüber Ghostface’s Vers etwas ab. Der Beat von Anthony Acid passt irgendwie sehr gut zu den Lyrics der Beteiligten und kann überzeugen. Einzig die Hook von Ghostface nervt gewaltig

11 ? Josephine ( feat. Trife Da God & The Willie Cottrell Band)

Dieser Song dürfte einigen schon vom letztem Hi-Tek Album ‚ Hi-Teknology 2: The Chip‘ bekannt sein. Ghostface und Trife erzählen die Geschichte von Josephine, einer drogenabhängigen Prostituierten aus den Projects. Unterstützt werden sie hierbei von der Willie Cottrell Band. Der ruhige, soulige Beat von Hi-Tek ist mehr als gelungen und passt bestens zu den dunklen Lyrics der beiden MC’s. Auch die von Willie Cottrell eingesungene Hook ist superb. Zwar ist das Thema des Songs wenig innovativ, doch schaffen es Ghost und Trife trotzdem feinstes Storytelling auf technisch hohem Niveau abzuliefern:

„Started smoking weed and graduated to the pipe
Thought that she could quit but her calculations wasn’t right
Infactuated with the life of dope fiends and crack pushers
Prostituting for old pimps who mack hookers…
A regular John, she met her through Tom
She passed out with the syringe still stuck in her arm
Dying a slow death, oh, she losing her dear mind
From the troubles of the world, feeling cursed by mankind
Uh, caught up in a desperate rage, was blessed with AIDS
Lost her appetite, hardly slept in days“

Folglich entsteht ein echtes Highlight des Albums, das die meisten Standard Raptracks alt und langweilig aussehen lässt.

12 – Grew Up Hard ( feat. Trife Da God & Solomon Childs)

Trife brilliert hier auf einem quasi Solotrack, auf dem nur Solomon Childs die Hook stellt. Der Rapper lädt den Hörer auf eine Reise in seine Vergangenheit ein, die anscheinend von Armut in den Projects geprägt war. Auch hier zeigt Trife, was er drauf hat, und dass er am ehesten seinem Chef das Wasser reichen kann. Der Beat vom Anthony Acid überzeugt ebenfalls, so dass ein guter Song entsteht.

13 ? Blue Armor ( feat. Sheek Louch)

Ghostface und D-Block Mitglied Sheek auf einer typischen Battle Rap Kollabo,die der Konkurrenz klarmachen soll, wer der Boss ist. Auch hier gibt es keine richtige Hook, vielmehr jeweils nur einen kurzen Break, der den nächsten Verse einleitet. Fantom Of The Beats hat einen eher durchschnittlichen Beat geschustert, der nicht über Mixtape Niveau hinausgeht. Auch Sheek passt sich der mediokren musikalischen Untermalung an und schafft es kaum zu überzeugen. ‚Blue Armor‘ kann dementsprechend nicht überzeugen und ist ein schwacher Track der Platte.

14 ? You Know I’m No Good ( feat. Amy Winehouse)

Amy Winehouse
Amy Winehouse

Das von Mark Ronson produzierte Duett zwischen Ghost und der englischen Soul und Jazz Sängerin Amy Winehouse ist ein wahres Highlight des Albums. Auf der von Soul durchtränkten Nummer harmonieren der Staten Island Rapper und die Sängerin unglaublich gut miteinander und liefern ein geniales Stück Musik ab. Der Track zeigt nochmals ganz deutlich Ghost?s Liebe zu gutem Soul, die ihm hier zu einer Höchstleistung antreibt. Der Song bietet alles: eine starke Hook, gut platzierte Scratches und eine gewisse Dramatik zum Ende des Stücks. Somit entsteht ein kleiner Klassiker, der dem Hörer noch lange im Gedächtnis bleiben wird.

„Yeah, yo, why you acting like you more trouble than Tony Starks and
You need to just ‚walk away‘ like Kelly Clarkson
I know, we was fiend to sleep around town
But I figured you said that, that’s how I get down
Nah of course, you was out there, messing around
I would of told you, once you go Ghost, you never go back
Try g’ing me, like I don’t know how to mack“

15 ? Alex (Stolen Script)

MF Doom hat wieder einmal einen sehr eigenen Beat gezaubert, der aber durchaus seinen Charme hat und zu den besseren des Albums gehört. Dazu rappt Ghostface fast 3 Minuten lang durch, ohne auf eine Hook zurückzugreifen, was für einen Wu-Tang Member ja nicht ungewöhnlich ist. Durch den hypnotisierend wirkenden Beat und dem stumpfen Durchrappen des Killahs entsteht eine sehr gute und spannende Atmosphäre, die diesen Track auszeichnet und ihn zu einem der besseren Stücke von ‚More Fish‘ anwachsen lässt.

16 ? Gotta Hold On ( feat. Shawn Wiggs & Eamon)

Nun hat Shawn Wiggs seinen großen Auftritt und darf unter Beweis stellen, was er zu bieten hat. Auf seinem Solotrack wird er nur vom eigentlich totgelaubten Eamon(!) in der Hook unterstützt. Wiggs rappt von seiner alten Liebe, die ihn verlassen und ist dabei reichlich bemüht eine anständige Performance abzuliefern. Die Produktion von Anthony Acid ist sehr eingängig, kommt aber auch etwas kitschig daher. Kann man also okay finden oder belanglos und schmierig, je nach Geschmack. Wo Ghostface aber Eamon ausgegraben hat, bleibt wohl sein Geheimnis.

17 ? Back Like That Remix ( feat. Kanye West & Ne-Yo)

Zum Abschluss des Albums lädt Ghost den Louis Vuitton Don Kanye West auf den Remix seines bekannten Hits Back ‚Like That‘ ein, auf dem auch nach wie vor Ne-Yo vertreten ist. Auch Ghostface liefert eine neue Strophe ab, die wie Kanye?s Gastpart dem Song aber wenig Neues hinzufügt. Der von Xtreme produzierte Track bleibt natürlich weiterhin ein Top Hit und kann auch als nette Zugabe zum Ende des Albums gewertet werden, doch bestätigt der Remix gleichzeitig auch den Mixtapecharakter des Albums.

Fazit:

Leider schafft Ghostface es nicht an das fabelhafte ‚Fishscale‘ anzuschließen und liefert ein Album ab, das über weite Strecken durchschnittlich bleibt. Dies liegt vor allem an den vielen unspektakulären Beats, die oft nicht über Mixtape Niveau hinausgehen. Zwar gibt es einige gute bis sehr gute Tracks ( ‚Josephine‘, ‚You know I’m No Good‘, ‚Alex‘, ) ,doch viele Stücke bleiben zu beliebig und blass. Die Theodore Unit Jungs bemühen sich redlich und schlagen sich insgesamt recht wacker, so dass man in Zukunft bestimmt mit besseren Releases rechnen darf. Wobei gesagt werden muss, dass Ghostface Killah seinen Jungs nach wie vor überlegen ist.Tony Starks bleibt nach wie vor ein Ausnahme MC, der auf allen Parts mit seinen teilweise schon fast surrealistischen Texten die Konkurrenz alt aussehen lässt, doch hat er die Einführung seiner Clique leicht vermasselt.
Insgesamt wäre es also bestimmt cleverer gewesen ‚More Fish‘ als Mixtape oder als Street Album rauszubringen, denn im Vergleich zu Ghostface’s früheren Platten schneidet ‚More Fish‘ schon schwächer ab. Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass ‚More Fish‘ ein wenig enttäuscht, da nicht wenige nach dem grandiosen ‚Fishscale‘ Album ein weiteres Topalbum erwartet haben, was das neue Album sicherlich nicht ist. Zwar schlägt sich die Theodore Unit inklusive Ghostface recht ordentlich, doch bleibt der Eindruck, dass doch viel Mixtapeware geliefert wird. Allerdings kann man davon ausgehen, dass der gute Ghost bei seinem nächsten reinen Solorelease wieder ein besseres Album abliefert.

Bewertung: 3,5 von 6
Bewertung: 3,5 von 6

By: DS