Review: Yassir - Paragraph 31

Paragraph 31
Paragraph 31

Paragraph 31 des deutschen Betäubungsmittelgesetztes (BtMG) sieht eine Strafmilderung bzw. ein Absehen von einer Strafe vor, „wenn der Täter durch freiwillige Offenbarung seines Wissens wesentlich dazu beigetragen hat, dass die Tat über seinen eigenen Tatbeitrag hinaus aufgedeckt werden konnte…“ Aufrgund dieses Tatbestandes befindet sich Yassir momentan in der JVA Butzbach und wartet auf seine Entlasssung. Der Paragraph stellt demnach den Grundstein für das Album dar und wird auch auch in dem Titeltrack nochmals thematisiert. Hauptprotagonist des Longplayers ist wie bereits erwähnt Yassir: Ex-Dealer, zwei abgebrochene Lehren, vier Aufenthalte hinter schwedischen Gardinen (welche auch das Download-Tape „Wie lange noch?“ mit sich zog), Drogentherapie hinter sich und seit seiner Jugend mit Gewalt in Kontakt. Der Mann hat was zu erzählen. Kein Wunder dass er von Azad’s BOZZ Music zum neu gegründeten Echte Musik Label unter der Obhut von Jonesmann nun sein erstes „Streetalbum“ unter’s Volk bringt.

Erfreulicherweise schafft der Marokkaner das ohne jegliches Gangster-Gepose. Das einleitende ‚Mein Leben‚ ist eine Abrechnung mit seinem Leben und spiegelt auf ehrliche Art und Weise seine Bereuungen wieder. „Paragraph 31“ scheut nicht mit namhaften Featurepartnern, wie auf ‚Es ist meine Zeit‘ in Form von Manuellsen, Harris und Josof. Der Song an sich verblasst textlich leider etwas in 08/15-Selbstdarstellungs-Phrasen, Harris Part außen vor. ‚Teufelskreis‚ zeigt sich in noch extremerem Gewand, leider einer der schlechteren Titel des Rundlings. ‚Schaut mir in die Augen‚ weist allerdings einen Antrieb nach oben auf und punktet mit einer tollen Gesangspartnerin. Der schwere mit Piano-Klängen versehene Beat passt darauf wunderbar. Der Titeltrack ‚Paragraph 31‚ beschäftigt sich lyrisch mit Verrat und kommt mit einer glaubwürdigen Story daher. Yassir persönlich kann zwar mit Tiefgründigkeit auf ‚Verlorene Seelen‚ überzeugen, seine Featurepartner Sezai und Hanybal geben sich technisch wie textlich aber auf einem schwachen Niveau ? schlechte Wahl.

Stellt die Single ‚Kämpfersong‚ mit Jonesmann noch einen gelungenen Track dar, verblüht ‚Toys‚ mit „Echte Musik„-Signing Blaze in Belanglosigkeit. Viel besser macht Yassir es da schon auf dem Anti-Drogen-Song ‚Therapie‚ („Ich will das jeder versteht was ich sage und die Wege seines Lebens geht, auch ohne Drogen in den Adern. Denn nur dann kannst Du sagen Du bist frei, bist du high, zieht das wahre Leben stets an dir vorbei.„), der hier mit Lines überzeugen kann, die teils unter die Haut gehen. Einen besseren Featurepartner als Tone, der schon auf ‚Du brauchst mich‘ vom „Zukunftsmusik“-Album seine Antipathie gegen Rauschgifte äußerte, hätte er gar nicht finden können. Tieftöner D-Flame kann in Strophe und Hook mit lyrischem Geschick und seiner markanten Stimme auf Startposition zehn in Form von ‚Warum?‚ überzeugen, Jeyz sowie der Albuminhaber beginnen spätestens hier sich zu wiederholen. ‚Nicht bei mir‘ richtet sich an seine Herzensdame, Yassir selbst gibt sich hier recht persönlich. D-Flame schafft es auf ‚Hart aber wahr‚ zum zweiten Mal auf diesem Album durchaus emotional zu berühren. Auch Solo bekommt hier nach ‚Teufelskreis‚ eine weitere Feature-Chance und kann sein Potenzial weitaus deutlicher ausbauen als auf dem dritten Track des Albums. Yassir verbleibt leider im Durchschnitt, zumal die Hook mit Belanglosigkeit stresst. Der Remix von ‚Knastrap‚ stellt den Abschluss des Rundlings dar, kann aber leider nicht wirklich hängen bleiben.

Tja, was heißt das Summa Summarum? Lyrisch und handwerklich hat Yassir zwar einiges auf dem Kasten, Momente in denen die bekannte Gänsehaut zum Vorschein kommt, fehlen zwar nicht gänzlich, sind aber zu rar gesät. Auch Beats, die solche Augenblicke unterstreichen können, findet man selten. Zu unkreativ und auf Nummer sicher gehend gestalten sich diese, trotz großer Namen. Yassir wirkt nichtsdestotrotz authentisch, lies sich bei den hochkarätigen Feature-Gästen nicht lumpen und auch das Nicht-Idealisieren von Kriminalität hinterlässt einen sehr positiven Eindruck. Straßenrap von einem, der es ausnahmsweise auch mal behaupten kann. „Paragraph 31“ ordnet sich leicht über dem Durchschnitt ein.

Bewertung: 3,5 von 6
Bewertung: 3,5 von 6

By: Daniel Schmidt