Review: Kool Savas - John Bello 2

Eine sehr lange Zeit hing in meinem Zimmer ein Poster. Darauf abgebildet waren Kool Savas, Melbeatz, DJ Nicon, Eko Fresh und Valezka. Gemeinsam legten diese Damen und Herren aus Berlin den Grundstein für die Optik Crew. Die beiden Letztgenannten hatten ja recht schnell die Nase voll vom optischen Ringelpitz-mit-Anfassen – mittlerweile ist 2008 und Optik Records steht als eines von vielen Indielabels im Rapgeschen kurz vor dem Aus. Als dies bekannt wurde, verschob der Vorsitzende Kool Savas die Veröffentlichung der ?John Bello Story 2? um ein paar Wochen nach hinten um mit dem letzten Release noch einmal richtig Alarm zu machen.

Durch den ersten Teil der Bello-Story waren die Erwartungen an das Sequel verständlicherweise mehr als hoch gesetzt. Und was soll ich sagen? Zwischen Baggerwitzen, Borat-Vocal-Cuts und sonstigen Insiderjokes mausert sich das Album schon während des ersten Durchhörens zu einem gewohnt optisch-souveränen Meisterwerk und gelungenem Abschlussrelease. Gleich zu Beginn stellt das melodramatische ?Krone? noch einmal ganz klar die Unantastbarkeit seiner Hoheit unter Beweis ? tatkräftig unterstützt von der OR-Entourage, namentlich Franky Kubrick, Amaris und Moe Mitchell an der Hook. ?Legt euch ins Zeug? macht auch im Hapsichordmodus Spaß, ?Holiday Hoe? widmen Savas und Franky allen Ballermannschlampen und auf ?Feuer? spuckt Ruhrpottler Ercandize neben Amar, Caput und MottaMan selbiges. Außerdem positiv aufgefallen ?Letzeee gooo (L.A.A.S.A.V.A.S.)? mit einem sehr guten Laas Unltd.-Part.

Recht schnell hört man, dass die Mitwirkenden bei den Recordingsessions, die größtenteils noch in der Heidelberger Residenz des Herrn Yurderi stattgefunden haben, sicherlich großen Spaß hatten. Der G Unit-Featureabfahrt ?Charisma? mit 40 Glocc merkt man dagegen an, dass sie eher zwischen Tür und Angel entstanden ist ? hat Savas ja selbst ?zugegeben?. Weiterer ? schon mehrfach diskutierter ? Kritikpunkt: die Rapparts von Moe Mitchell?s Alter Ego Sizzlac. Simpel gehaltenes Schulenglisch ohne großartigen Wortwitz raten doch eher dazu, sich wieder auf den Gesang zu forcieren.

Abgerundet wird die letzte Optik Records-Veröffentlichung dann natürlich von lange angekündigten ?Der Beweis?-Mammutremix mit Olli Banjo, Plan B, Maeckes, Caput, Mo Trip, Ercandize, Kobra, Franky Kubrick, Sizzlac, Laas Unltd., Jifusi, Phreaky Flave, Amar, Germany, Favorite, Kaas & Vega. Kleiner Hinweis für Kobra am Schluss: der Typ aus Österreich heißt nicht Jürgen, sondern Josef Fritzl. Ansonsten ist ?John Bello Story 2? ein solides, letztes Release aus dem Hause Optik, welches beweist, dass Savas und Konsorten auch weiterhin ihren Weg in Rapdeutschland gehen werden? egal, ob mit oder ohne Optik.

Bewertung: 4 von 6
Bewertung: 4 von 6

By: Jan Wehn