Review: Michael Mic ? Farbfilm

"Farbfilm"
"Farbfilm"

Rapper und Produzent Michael Mic aus dem Big Bug-Camp released dieser Tage sein drittes Soloalbum ?Farbfilm? und, nun, was soll ich sagen? Wer schon im Intro eigentlich Gutgemeintes wie ?Das hier ist mein drittes Album, ich fühl mich wie neugeboren? eher emotionslos herunterrattert, dem kann ich auch nicht mehr wirklich helfen. Aber das war ja schließlich nur das Intro und ich bin gewillt, dem Berliner auch eine Chance zu geben.

?Das ist mein Lifestyle: Ollen im Gepäck!? heißt es auf ?Okay? gleich nach dem Intro. Und genau da liegt dann schon das Problem. Ich nehme Michael Mic einfach nicht alles ab, was er da so auf seinen Aufschneiderhymnen erzählt. Ich will hier gar nicht die ewig gleiche Diskussion über Glaubwürdigkeit lostreten – das ist an anderer Stelle schon oft genug passiert. Aber ich glaube einfach, dass es nur verdammt wenige Menschen gibt, die sich in Clubs herumtreiben, in denen es Schnee auf dem Klo regnet und wo im Anschluss am selben Ort auch noch en masse Beischlaf praktiziert wird (?Blackjack? feat. Plaetter Pi?). Sowas geht höchstens im Puff oder mit viel Geld. Sich mit ständigen Bordellbesuchen zu brüsten halte ich für unreif und Big Bud ist nun mal ein kleines Independentlabel und keine Goldgrube. So what? Sozialkritisches wie ?Deutschönerland? leiert dann leider auch die ewig gleichen Stereotypen über eigentlich doch ganz nette und intelligente HipHopper herunter, während ?Blutrot? mit Blood Spencore Horrorcore sein will, im Endeffekt aber nur RTL 2 ab 22.30 Uhr ist.

Der Titeltrack ?Farbfilm? ist da schon angenehmer: Ein astreiner Four-To-The-Floor-Banger, den ich schon eher in der Progressive-Trance-Sparte einordnen würde – kombiniert mit der kultigen Nina Hagen-Hommage in der Hook eine gelungene Nummer. Auf ?Zauberstaub? teamed Mic mit Robert Estillos und geht in eine ähnlich elektronische Richtung. Geht gut rein, genau wie ?Schwillauch? mit Harris. Ebenfalls erwähnenswert ist mit Sicherheit auch das nachdenkliche ?Tiefpunkt?. Zum guten Glück von Michael Mic schaut auf ?Glashaus? auch noch Millionadis Adi vorbei und erklärt mal kurz, wie richtiger Rap funktioniert. Düsseldorf represent!

Nichtsdestotrotz wirkt ?Farbfilm? mehr wie eine trübe und farblose Brühe aus dem Entwicklungslabor als die scharfgestochen-hochauflösende Panoramaaufnahme. Abschließend bleibt daher eigentlich nur eins zu sagen: Du hast den Farbfilm vergessen, mein Michael!

Bewertung: 2,5 von 6
Bewertung: 2,5 von 6

By Jan Wehn