Happy Birthday Kool Savas: 6 Karrierehighlights des King of Rap

Savas, du bist schon Anfang 30″ ist die erste Line auf Ekos Abrechnung mit seinem Altmeister von 2005. „Aber wo ist jetzt der Diss?“ schallte es zurück. Recht hatte Savas, denn heute feiert der King of Rap seinen 41. Geburtstag und hat seinen Hosenboden keinen Millimeter vom Thron bewegt. Zur Feier des Tages tragen wir die Schlüsselmomente der, je nachdem, wo man ansetzt, rund zwanzigjährigen Karriere des Savaş Yurderi zusammen.

 

Kool Savas, King of Rap

Anhängern des Berliner Untergrunds und anderen Kennern ist Kool Savas 2000 selbstverständlich bereits ein Begriff. Mit Crew-Projekten wie „Hoes, Flows, Moneytoes“ und „Battlekings“ als Westberlin Maskulin mit Taktlo$$  sowie als Teil der „Masters of Rap„, kurz M.O.R., mit u.a. Justus Jonas und Fumanshu, hat er sich bereits einen Namen gemacht. Für die meisten Fans dürfte 2000 dennoch das Jahr sein, in dem Savas in ihr Leben tritt, beziehungsweise die Tür dazu eintritt. Mit für damalige Verhältnisse knallharten Lines auf der Singleversion von „LMS/Schwule Rapper„, dem Rest der „Warum rappst du?“ EP und insbesondere der Videosingle „King of Rap“ macht sein Bekanntheitsgrad einen Quantensprung. Den Erfolg hat er, neben einem bis heute fantastischen Beat von Plattenpapzt und feinster Technik, einer heute eigentlich verpönten Methode zu verdanken: Name Dropping. Savas schoss unter anderem gegen Blumentopf, Deichkind und Fettes Brot. Auch die ganz Großen, allen voran Samy Deluxe, fühlten sich von dem Newcomer mächtig auf den Schlipps getreten. „King of Rap“ rockt die Scheiße so fett , dass sich Savas bis heute am Sack kraulen könnte. Es solle anders kommen.

 

Kool Savas, Label Boss

Anfang 2002 bricht Savas endgültig mit seiner bisherigen Labelheimat Put Da Needle. Deshalb gründet er im Mai, noch vor der Veröffentlichung seines ersten Albums, ein eigenes Label: Optik Records. Den Vertrieb übernimmt der Major Sony BMG. Im Laufe der Jahre sollte Optik zum Brutkasten für zahlreiche Talente werden, was sich bereits aus den ersten Acts ablesen lässt. Gesignt sind zu Beginn Sängerin Valezka, DJ Nicon, Produzentin und Freundin Melbeatz sowie ein gewisser Teenager aus Möchengladbach, Eko Fresh. Die Konstallation hält bekannterweise nicht besonders lang, dazu später mehr. Zwischenzeitlich expandiert Optik in die Schweiz und nach Russland, Künstler wie ErcandizeCaputKaasAmarFranky Kubrick und Moe Mitchell werden Teil der Optik Army. Als das Label 2009 aufgrund finanzieller Probleme dicht machen muss, hat es eine beachtliche Diskografie vorzuweisen. Insgesamt 31 Mixtapes, EP’s und Alben erscheinen bis zur Abschiedstour über Optik Records, darunter Savas‘ Debüt „Der beste Tag meines Lebens„, das im November 2002 bis auf Platz 6 der Charts klettert und sich über 150.000 Mal verkauft.

 

Kool Savas, Richter und Henker

Ende 2003 ist es soweit, der größte Beef der Deutschrapgeschichte nimmt seinen Lauf. Savas‘ ehemaliger Schützling Eko verlässt Optik, aufgrund „musikalischer Differenzen“. Ähnlich wie bei Promi-Scheidungen bleibt es nicht lange bei der profanen Erklärung. Ende 2004 droppt Eko den Disstrack „Die Abrechnung„. Darauf schießt er gegen die ganze Szene, darunter Aggro Berlin und Bushido. Hauptziel ist aber eindeutig sein einstiger Mentor. Eko wirft ihm vor, er würde seine Künstler sabotieren, sobald sie ihn zu überschatten drohen. Savas sei einfallslos, schlicht von Gestern. Die Antwort sollte nicht lange auf sich warten lassen. Anfang 2005 erscheint „Das Urteil“ als Gratis-Download auf MZEE.com und wird in wenigen Tagen über 100.000 Mal heruntergeladen. Savas zerreißt Eko in der Luft. Er wird persönlich, konkret, perfide und emotional. Schon beim anfänglichen Shoutout will er die Machtverhältnisse klarstellen. Während Eko seinen Track Kickbox-Weltmeister Cengiz Koç einleiten lässt, wartet Savas mit 50 Cent auf. Bei TRL läuft das Video zum Track, in dem ein Eko-Verschnitt wortwörtlich begraben wird, in der Dauerschleife.

 

Kool Savas, Partner in Crime

Nur wenige Wochen später kommt zusammen, was in den Träumen von Heads längst zusammengehört. Realness trifft Realaness, Kool Savas und Azad veröffentlichen das Kollaborationsalbum „One„. Neben hauseigenen Produzenten von Azads Label Bozz Music werden für die Produktion  amerikanische Beatbastler wie L.E.S. und Kwamé verpflichtet. Eine Investition, die sich auszahlt. Das Album verkauft sich über 100.000 Mal und schießt bis auf Platz 5 der Charts, Savas‘ größter Erfolg seit seinem Debüt. Die Single „All 4 One“ wird ein Hit und ist, dank Hook mit Kinderchor, einer der bösesten Ohrwürmer, die Deutschrap zu bieten hat.

 

Kool Savas, Idol

Inzwischen ist aus dem vulgären Querulanten aus Kreuzberg ein Symbol, eine Galionsfigur geworden. Kool Savas ist das Aushängeschild und der Maßstab für deutschen Battle-Rap. Bei der erstmals 2006 auf DVD erschienen Battle Cypher „Feuer über Deutschland“ ist er Host. Als solcher moderiert er Wettkämpfe, an denen künftige Szenegrößen wie Marteria, Fard und Casper teilnehmen. 2007 erscheint die deutsch synchronisierte Southparkfolge “Die Hölle auf Erden”, in der The Notorious B.I.G aus der Hölle auf die Erde zurückkehrt. Wer leiht einem der besten, erfolgreichsten und berühmtesten Rapper aller Zeiten seine Stimme? Das deutsche Pendant.

 

Kool Savas, Medienfeind Nr. 1

2012 widmet sich Savas einer weiteren Kollaboration. Gemeinsam mit Xavier Naidoo veröffentlicht er als Xavas das Album „Gespaltene Persönlichkeit„. Das Album wird über 200.000 Mal über die Ladentheke gereicht, erobert die Spitze der Charts und geht Platin. Mit der Single „Schau nicht mehr zurück“ nahm das Duo an Stefan Raabs Bundesvision Song Contest teil und ging als Sieger von der Bühne. Damit ist das Album der mit Abstand größte kommerzielle Erfolg in Savas‘ Karriere. Doch der Erfolg hat seinen Preis. „Gespaltene Persönlichkeit“ beinhaltet den Hidden Track „Wo sind sie jetzt„, in dem die beiden Musiker satanische Ritualmorde an Kindern beschreiben, die Täter verurteilen und die Justiz zum Handeln auffordern. Teile der Mainstream Medien werfen ihnen kurz nach der Veröffentlichung vor, Pädophilie mit Homosexualität gleichzusetzen und zu Gewalt gegen beidem aufzuforden. Die Linksjugend Solid, eine Jugendorganisation der politischen Partei Die Linke, erstattet sogar Anzeige wegen Volksverhetzung. Abstruserweise sind vor allem die Strophen des Schmusesängers Xavier Naidoo Gegenstand der Vorwürfe und nicht die des „Rüpelrappers“ Kool Savas. Das änderte nichts daran, dass beide gleichermaßen Ziel der öffentlichen Kritik und juristischer Maßnahmen werden. Letztlich erklärt die Staatsanwaltschaft die Klage jedoch für haltlos.

Text: Carim