Interview: OneMillion Berlin über "Backup Tape Vol. 1"

Nach einigem Hin und Her ist nun am vergangenen Freitag das Producer-Album/ Mixtape „Backup-Tape Vol.1“ des Berliner Produzenten-Duos OneMillion erschienen. Bereits letztes Jahr angekündigt, konnte das Release ob seiner Dichte an hochkarätigen Gastbeiträgen für einiges an Aufsehen sorgen. Haftbefehl, Eko Fresh, Fler, Massiv, Raf Camora, Frauenarzt, Olli Banjo, Fard, Nazar, Capo, B-Tight und Liquit Walker sind nur einige Namen, die sich auf der Tracklist des Tapes finden lassen.

Wir haben uns mit Woroc und Buaka über die Probleme bei der Veröffentlichung, das Konzept und Zustandekommen des Albums sowie über zukünftige Projekte von OneMillion Berlin unterhalten:

Das „Backup Tape Vol. 1“ wurde ja zunächst für Januar angekündigt. Dann
sollte es am 28. Februar erscheinen. Nun ist es bereits vergangenen Freitag erschienen. Was
war der Grund für die vielen Verschiebungen?

Um’s mild auszudrücken, es lag an der Deutschen Post und schlussendlich an unserm Vertrieb. Die Logistik und ein gewisser Herr, dessen Namen wir nicht nennen möchten, hat das Release verschlampt. Es lag auf jeden Fall nicht an uns und wir entschuldigen uns bei den Fans und allen Künstlern, die drauf vertreten sind.

Vielleicht könnt ihr, zu Beginn einmal, das Konzept hinter dem „Backup
Tape“ beschreiben? Von dem, was mir bisher bekannt ist, sollen ja wie bei
einem klassischen Mixtape die Tracks ineinander übergehen. Es sind neue
Tracks und Remixe zu hören. Könnt ihr das Konzept etwas genauer erläutern?

Im Grunde genommen hast du schon alles beantwortet, aber ich werde es ein wenig verfeinern. Wir sind beide Old School im Kopf und wollten an alte Zeiten anknüpfen. Das heißt für uns, dass ein Mixtape von Anfang bis Ende ein Stück sein muss, man jedoch jeden Song einzeln anwählen kann. Uns war einfach wichtig, dass wir alte Klassiker, die wir beide produziert haben, in neuem Glanz erscheinen zu lassen, denn die Stücke sind zeitlos.

Von den zahlreichen Gastrappern sind also auch Parts zu hören sein, die
bereits an anderer Stelle verwendet wurden. Beispielsweise habt ihr die
Vocals von Jonesmann & Olli Banjos „Vögel“ wiederverwendet. Haftbefehls
Beitrag ist von seinem
„Meine Stadt“-Beitrag „Psst!“ bekannt. Wie viele der
Vocal-Beiträge auf dem Album sind Remixe und welche Rapper haben exklusive
Beiträge geleistet?

Auf dem Tape sind 15 Remixe und fünf exklusive Songs. Die exklusiven Songs sind von Liquit Walker, Jasha, Brutos Brutaloz, einem Newcomer namens Gzim, Blokkmonsta, Rako, Phreaky Flave, Schwartz und zu guter Letzt Jalil, dessen Album wir gerade produzieren.

Wonach habt ihr die Tracks ausgewählt, die ihr remixen wolltet? Es sind ja
offenbar auch einige ältere Tracks dabei. War es kompliziert die Freigabe für
einige der Vocalspuren zu bekommen?

Bei der Auswahl der Songs haben wir die benutzt, die wir am meisten gefeiert haben und von den Künstlern, mit denen wir cool sind. Was die Freigabe betrifft, wirst du es uns vielleicht nicht glauben, aber wir haben uns um keine Freigabe bemüht, sondern einfach strassenmässig Bescheid gegeben. Wir sind halt Old School.

Gab es darüber hinaus Schwierigkeiten, Leute davon zu überzeugen auf
demselben Projekt zu erscheinen? Fard und MOK haben sich ja beispielsweise
in der Vergangenheit nicht besonders gut miteinander verstanden. Und auch
MC Bogy hat sich kürzlich negativ über Fler geäußert.

Wir mischen uns in keine Angelegenheiten anderer ein, wie das vielleicht andere tun und sich damit hochziehen. Für uns steht an erster Stelle die Musik.
OneMillion hat in der Vergangenheit wie auch in Zukunft mit keinem Beef was zu tun.

Im Infotext auf Amazon ist zu lesen, dass für die Zusammenstellung des
Albums nur ein Monat benötigt wurde. Wie habt ihr das geschafft? Habt ihr
in dieser Zeit alle Beats für das Album produziert oder auch auf ältere
Produktionen zurückgegriffen?

Die intensive Phase des Tapes war ein Monat und die gesamte Zeit, die wir benötigt haben, war ca. drei Monate. Außer zwei Instrumentals haben wir alle exklusiv produziert. Unser Arsenal an Beats ist sehr groß, wir wollten aber trotz allem neue Beats bauen – weil wir einfach Bock drauf hatten und produktiv sind.

Was bietet das „Backup Tape“ soundtechnisch?
Woroc, du hast ja Mitte bis Ende der 2000er einen bestimmten Berliner
Straßensound geprägt. Auf den jüngsten Releases eures Labels von MOK
(„Ghettopicasso“) und MC Bogy („Scarface Matrix„) konnte man eine
geupdatete Version dieses Sounds hören, bei dem auch teilweise Samples
integriert wurden. Bleibt ihr
euch auf dem neuen Release produktionstechnisch treu oder gibt es stilistische Neuerungen, Ausflüge
oder Einflüsse?

Wir bleiben natürlich unserm Sound treu, wofür wir immer gutes Feedback bekommen. Aber man entwickelt sich natürlich weiter. Unser Sound ist deep und strassenlastig und soll auch so bleiben.

OneMillion Berlin existiert ja als Label seit etwas mehr als zwei Jahren. Seitdem
arbeitet ihr auch als Produzententeam zusammen und habt bisher
hauptsächlich für die Releases eures Labels produziert. Werdet ihr das in
Zukunft so weiterverfolgen oder gibt es Pläne in Zukunft auch vermehrt mit
Künstlern außerhalb eures Camps zu arbeiten?

Wir sind nicht nur ein Label, sondern auch ein Vertrieb, was sehr wenige wissen. Was die Zusammenarbeit mit anderen betrifft sind wir offen für neue Projekte. Wir arbeiten natürlich auch mit anderen Labels zusammen, aber wir setzen unsern Fokus lieber auf unsere Künstler, die wir betreuen. Wenn aber mal eine Anfrage wie z.b. von Jonesmann, Fard, Massiv oder diversen anderen Künstlern kommt, wird ein Snippet rausgefeuert.

Was ist nach dem Release des „Backup Tapes“ in diesem Jahr noch für das Label geplant? Sind schon weitere Veröffentlichungen in Planung? Wollt ihr euer
Label mit weiteren Künstlern ausbauen?

Es ist eine lange Liste mit Projekten an denen wir arbeiten. Aber das nächste wichtige Projekt ist das Soloalbum von Jalil, welches wir Ende Mai veröffentlichen. Daraufhin folgt ein Projekt mit Massiv, welches zu 90% fertig ist. Zum Ende des Jahres gibt es noch ein interessantes Release von zwei Sängern aus Frankfurt namens Kopf an Kopf, welches wir produzieren. Der Rest ist noch zu geheim, um Details rausgeben zu können, aber es wird eine Menge passieren im Jahre 2014.

Zum Abschluss bedanken wir uns und grüssen alle Künstler, die beim „Backup Tape“ mitgewirkt haben.

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