sido wickelt den kritischen Pro7-Zuschauer ein, Selfmade-Chef Elvir avanciert zum Lokalhelden und Alpa Gun übernimmt eine Rolle im ZDF-Krimi: Aus gegebenem Anlass entzünden wir zu gegebener Stunde noch einmal ein Licht für die vergangenen Tage im Interessensverband Deutschrap e.V. und stellen zum Abschluss der Woche die Uhren wieder auf Null.
Zu unser aller Erstaunen mäßigte sich die übermächtige Bilderflut der letzten Woche im Laufe der Tage wieder auf ein Niveau unterhalb der Facebook-Reizschwelle und weichte einem Schwall an frischem Videomaterial unserer liebevoll beäugten Spitzbuben. Willkommen zurück auf der trauten Spielwiese des Rap, liebe Freunde des gepflegten Osterfestes: Leider wurden gleich zu Beginn dieser Woche all unsere vorösterlichen Hoffnungen auf ein besseres Morgen durch einen einzigen Satz zerschlagen und erschütterten uns in den Grundfesten der Menschlichkeit. Auch für uns führt an dieser Stelle kein Weg an der brutalen Wahrheit vorbei:
Ich hatte nie vor mit Fler ein nächstes CCN zu machen also hört bitte auf mit der Gerüchteküche…
— Bushido (@Bushido78) 25. März 2013
Eine Wiedervereinigung mit Fler erscheint auch in Nicones Fall eher unwahrscheinlich. Getrennt von Maskulin und kaum aus der U-Haft entlassen, wirft er völlig außer Rand und Band in seinem neuen Video „Das nächste Kapitel“ mit verbalen Zärtlichkeiten um sich:
Kay One bestreitet seinen Weg seit der Trennung mit Ersguterjunge ebenfalls auf eigene Faust und sorgt dafür, dass er in regelmäßigen Abständen mit einer Musikgröße aus Ǔbersee in Verbindung gebracht wird. Der Stellenwert seines jüngsten Coups ist nicht ganz von der Hand zu weisen, denn es handelt sich dabei tatsächlich um keinen Geringeren als Pusha T aus dem postmenopausalen Schoß der Neptunes. Während der wandelnde Schwellkörper Kay One sich in periodisch wiederkehrenden Zeitabständen in der Nähe gewisser Selfmade-Künstler bewegt, ist deren Chef Elvir Omerbegovic Gegenstand tiefergehender Betrachtungen des Düsseldorfer Regionalblatts Rheinische Post. Wer hätte noch vor wenigen Jahren gedacht, dass die Tagespresse sich aus ihrer Komfort-Zone der gesellschaftlichen Gesinnungsstandards herauswagen, aufrichtiges Interesse für die Persönlichkeiten des Rap-Geschäfts aufbringen und ihnen einen ganzen Artikel als Ausdruck der Anerkennung widmen würde. Mit einem Unterton des Erstaunens hebt das Portrait seine Uni-Diplome und Sportvergangenheit hervor und lobt die zukunftsweisende Marketingstrategie des Geschäftsführers in Hinblick auf seine Künstler. Welch frühe Erkenntnis, wenn der Erfolg nicht mehr zu leugnen ist. Am Ende wollte man dem Leser des Regionalblattes nicht vorenthalten, dass der Chef von Kollegah und Farid Bang „selbst gern die sanfte Sängerin Tori Amos hört“.
Während Elvirs Schäfchen sich bei TVtotal kürzlich von ihrer besten Seite präsentieren konnten, nahm sido diese Woche in der neusten Polit-Sendung Raabs Platz und gewann gegen die gestandenen Politiker in der Runde „Die absolute Mehrheit“, dotiert mit einem Betrag von 300 000 Euro. Obwohl für sidos Sieg durch die Zuschauer bereits seine bloße Anwesenheit genügt hätte, geben sich die anderen Gäste, wie der Neuköllner Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky auch noch im Nachhinein sportlich und beugen sich den Bedingungen des Unterhaltungsformats mit dem bildungspolitischen Sendungsbedürfnis.
Ebenfalls bei Stefan Raab zu Gast, allerdings in seiner Heimsendung TV Total, war vor wenigen Tagen einer der ehrenvollsten Rapper Deutschlands, Alpa Gun. Thema war, neben seinem bald erscheinenden Album „Alles kommt zurück“, seine Rolle in der ZDF-Krimi Miniserie VERBRECHEN nach dem Star-Anwalt Ferdinand von Schirach, die auf echten Begebenheiten basiert. Die Folge mit Alpa Gun wird am 7. April ausgestrahlt:
Wie sich in daraufhin in der neuen Ausgabe Alpas eigener Youtube Show „Alpa Gun TV“ herausstellte, war das beeindruckende Mitbringsel für Stefan Raab eine Idee von Kool Savas. Zu Zweit gönnten sich die beiden Berliner zwischen ihren Unterhaltungen eine Runde erfolgreiches Tabu ohne in die lästigen Fesseln im Spiel untersagter Wörter:
sido erlaubte sich parallel dazu Track für Track ein Urteil über Liquit Walkers Erstlingswerk…
Also mein résumé von „unter Wölfen“ … Gutes, solides Album wenn man bedenkt das es ein Debüt is…
— sido (@siggismallz) 30. März 2013
… und stichelte dabei behutsam gegen König Essah, womit sich der Kreis wieder schließt:
@siggismallz ich schick dir den Text 🙂
— Kool Savas (@koolsavas) 30. März 2013
@koolsavas ja das wäre nett …
— sido (@siggismallz) 31. März 2013
Beseelt von dem zarten Schlagabtausch mit King Kool Savas musste sido allerdings wieder aus dem sanften Schwebezustand der Selbstzufriedenheit gerissen werden, als seine Twitter-gepeinigten Augen eine Parodie seiner immer noch auf der 5 platzierten Hitsingle „Bilder im Kopf“ erblickten:
@y_titty nein findet er nich …
— sido (@siggismallz) 30. März 2013
Auch Haftbefehl beflügelte in der jungen Vergangenheit viele Nachahmer zu Parodien aller Art. Nun wurden seine befremdlichen Reimspielerein von jemandem beurteilt, auf dessen Meinung sich etwas geben lässt: Kendrick Lamar äußerte sich verblüfft über die ihm vorgespielte Kostprobe aus dem Track „Generation Azzlack“. Dessen Schützline Celo und Abdi appelieren weiterhin an ihre Fans für das Weiterkommen des McFish Mäc im offiziellen Voting. Diesmal direkt aus Ibiza und im Beisein Veysels:
Unbeeindruckt von der Götzen des Konsums in seinem Umfeld folgt Marteria den frommen Belangen der Askese auf seinem überschaubaren Teller. In diesem Sinne wünschen wir euch allen weiterhin ein entspanntes verbleibendes Osterfest!
