Man Up, Band Up: Wer ist King L?

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Chicago ist wohl die Stadt der USA, die in diesem Jahr die meisten Newcomer hervorgebracht hat. Vor allem sind es hungrige, junge Künstler, die aus den ärmsten und gefährlichsten Vierteln der Windy City kommen. Insgesamt haben dieses Jahr sechs Artists aus Chicago Plattenverträge bei Majorlabels unterschrieben, so viele wie schon seit Jahren nicht mehr. Darunter befinden sich das Hype-Monster Chief Keef, dessen Kumpel Lil Reese und Maybach Musics Rockie Fresh, allerdings auch ein junger Herr mit dem schönen Namen King Louie bzw. King L, wie er mittlerweile genannt wird.

Obwohl King L so etwas wie der Pate der jungen Drill-Rap-Szene aus Chicago ist, war er zunächst durch den Hype um jüngere Generation dieses Genres etwas in Vergessenheit geraten, brachte ein Shout-Out von Kanye West den Namen King Louie wieder ins Gespräch und so unterschrieb auch er mit Umwegen über das Independant- Label Lawless Inc. bei Epic Records / Sony Music. Grund genug also, um King L und seine Geschichte näher zu erkunden.

King L wurde im Westen Chicagos geboren und zog in den Osten Chicagos als er in der siebten Klasse war. Im Westen der Metropole haben die Menschen laut King L eine Mentalität, die eher an die Südstaaten der USA erinnert, was auch erklärt, warum viele der Newcomer aus Chicago eher so klingen, als kämen sie aus Atlanta oder New Orleans, als aus einem der nördlichsten US-Staaten. Gegen Ende 2010 begann King L seine Rapkarriere langsam aber sicher über das Internet aufzubauen, indem er ganz einfach seine Tracks versehen mit kleinen Slideshows mit Bildern von sich selbst bei Youtube hoch lud. Bald hatte er genug Klicks um auch richtige Videos zu drehen. Sein erstes Video erschien zum Track „I’m Arrogant„.

King Ls Bekanntheitsgrad beschränkte sich bis dato zwar noch auf die Einwohner der Problembezirke Chicagos, jedoch schaffte es sein darauf folgender Track „Too Cool“ zum lokalen Radio-Hit zu avancieren, woraufhin selbst 2 Chainz und Red Cafe für den Remix des Track rekrutiert wurden.

Als der erst 16 Jahre alte Chief Keef diesen Frühling plötzlich mit seinem Hit „I Don’t Like“ im Zentrum des Internet-Hypes stand, lenkte dies auch die Aufmerksamkeit der restlichen Hip-Hop-Welt auf die neue, frische Bewegung aus Chicago, die mittlerweile als „Drill Music“ bezeichnet wurde – ein Begriff den King L prägte. Es dauerte nicht lange, bis Kanye West von den neuen Künstlern aus seiner Heimatstadt Wind bekam und prompt einen Remix von Chief Kiefs Gassenhauer samt Features von Jadakiss, Pusha T und Big Sean produzierte. Auf diesem Remix zieht Kanye am Ende seiner Strophe seinen Hut vor King L, dem Vorreiter der Drill-Bewegung.

Chief Keef, King Louie, this is Chi, right? right?!“

Nach einem Kanye West Shout-Out hat man es bekanntermaßen etwas leichter gehört zu werden und so fiel es auch King L nicht wirklich schwer seinen Hype auszubauen. Im Sommer veröffentlichte er ein kurzes Handyvideo, in dem er zu der Melodie eines Trap-Beats den Siegestanz des Wrestlers Val Venis nachahmte. Als er dieses Video mit seinen Twitter-Anhängern teilte, fanden sich schon bald zahlreiche Nachahmer auf Youtube und der Begriff Val Venis wurde kurzzeitig sogar zur Trending-Topic auf Twitter. Wie könnte man diese Aufmerksamkeit also ungenutzt lassen und so entschied sich King Louie kurzerhand einen entsprechenden Song zu veröffentlichen, der das Momentum des Hypes genau richtig einfing und in kürzester Zeit zu einem Liebling der Chicagoer Radiostationen wurde.

Seinen Namen musste er übrigens tatsächlich wegen DEM King Louie aus dem Dschungelbuch ändern. Als King Louie bei Epic Records unterschrieb und es sich anbahnte, dass er möglicherweise viel Geld mit dem Namen verdienen könnte, schritt Disney ein und belehrte ihn und das Label, dass King Louie eine Schutzmarke ist und das Copyright alleine bei Disney liegt. Also wurde aus King Louie irgendwann einfach King L.

Für Außenstehende ist es indes nicht leicht Zugang zu King Louies Songtexten zu finden, da sich diese zu einem große Teil aus ureigenem Slang, ausgedachtem Synonymen und Codewörtern zusammensetzen. Während Chief Keefs beispielsweise immer wieder seine Slogans „Sosa“ oder „3Hunna“ aus dem 〞rmel schüttelt, lautet King Ls Motto „M.U.B.U.“, was so viel heißen soll wie „Man Up, Band Up“. Natürlich wurde diesem Credo auch gleich ein eigener Song gewidmet, in dem auch noch einmal die komplexe Bedeutung im Detail dargelegt wird.

„M.U.B.U.—that’s my world. It means Man Up Band Up. That’s being a man about yours and getting your money.“

Als Pate der „Drill Music“ hat sich King L die derzeitige Aufmerksamkeit jedenfalls redlich verdient, auch weil er im Gegensatz zu einigen seinen jüngeren Kollegen aus den Armenvierteln Chicagos tatsächliche Rap-Skills besitzt und nicht ausschließlich im Sing-Sang-Style eine Gang-Phrase an die nächste reiht. Für seinen neuesten Hit „My Hoes They Do Drugs“ konnte King L nun sogar Three 6 Mafias Juicy J und Pusha T von The Clipse gewinnen. Das dazugehörige Album „Dope & Shrimp“ ist für Frühjahr 2013 angekündigt, das Mixtape „Drilluminati“ soll noch dieses Jahr erscheinen.