Brother Ali veröffentlicht "Mourning In America And Dreaming In Color"

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Brother Ali ist zurück. Drei Jahre nach seinem letzten Studio Album „Us“ wurde heute sein neuestes Werk mit dem Titel „Mourning In America And Dreaming In Color“ auch bei uns in Deutschland veröffentlicht. Obwohl der aus Minneapolis stammende MC nicht erst seit gestern am Rapgame teilnimmt, verlief seine Karriere bisher eher unterhalb des Radars der großen Medien. Sein Debüt „Rites Of Passage“ erschien bereits im Jahr 2000 auf dem Warner Music Group Sublabel Rhymesayers Entertainment, dem er auch bis heute die Treue hält und auf dem nun auch sein fünftes Album veröffentlicht wurde.

Brother Alis Alben folgten in der Vergangenheit immer einem bestimmten Oberthema, welches sich durch das gesamte Album zieht. So befasste er sich in seinem zweiten Album „Shadows On The Sun„, seinem ersten offiziellen Studio Album, mit seiner Kindheit und seiner Identität als Albino. Auf der „Champion EP„, die 2004 erschien, verarbeitete er speziell auf dem Track „Rain Water“ den Suizid seiner Mutter und den Tod seines Großvaters durch Krebs. Auf dem 2007
folgenden Album „The Undisputed Truth“ war hingegen die Scheidung von seiner damaligen Ehefrau sowie die drohende Obdachlosigkeit, der er als allein erziehender Vater kurz bevor stand, zentrale Themen.

Generell berichtete Brother Ali also auf seinen vergangenen Alben zumeist über sein persönliches Leben und die Dinge die ihm widerfahren sind. Damit verkörpert er das typische
Bild eines Künstlers, der seine Erlebnisse in seinen Texten verarbeitet. Dies tut er mit einem unverwechselbaren „Sing-Sang“-Flow und kann sich darüber hinaus stets auf große Produktionen verlassen. Seine vorigen Alben wurden zum großen Teil von seinem langjährigen Freund Anthony Davis alias Ant, einem Teil des HipHop Duos Atmosphere, produziert. Sein neues Projekt „Mourning In America And Dreaming In Color“ wurde hingegen mit 14 Tracks komplett vom „3 Kings„-Produzenten Jake One produziert.

Auch in den drei Jahren vor diesem neuen Projekt gab es für Brother Ali wieder viele inspirierende und lebensverändernde Ereignisse, die ihn erneut dazu animierten das Erlebte und die eigene Meinung in Textform widerzuspiegeln. Während einer zehnmonatigen Tour zusammen mit Evidence, BK One und Toki Wright starb zuerst sein langjähriger Freund und Untergrund Rapper Eyedea sowie kurz danach sein Vater, der genau wie seine Mutter Suizid begang. Ein Jahr später pilgerte der bekennende Moslem nach Mecca. Das neue Album entstand daraufhin dieses Jahr während eines zweimonatigen, Exil-ähnlichen Aufenthalts in Jake Ones Studio in Seattle.

Im Gegensatz zu seinen vorigen Alben befasst sich Brother Ali allerdings auf „Mourning In America And Dreaming in Color“ weniger mit seinem persönlichen
Leben und schlägt einen sehr politischen Ton an. Inspiriert durch den arabischen Frühling und die weltweiten Occupy-Bewgungen, äußert er seine Kritik gegenüber dem konsumorientierten und gesellschaftspolitisch teilnahmslosen Kulturmodell der USA. Allerdings zeigt Brother Ali auf diesem Album auch mögliche Auswege aus den Misständen auf und schafft Hoffnung, in Hinblick auf die Möglichkeiten, die den Menschen in der heutigen Zeit gegeben sind.

Neben Schriftsteller und Professor Dr. Cornel West sowie Def Poetry Jam Poet Amir Sulaiman ist Südstaaten-Ikone Bun B das einzige Rap-Feature
auf dem Album. Die weisen Worte von Dr. Cornel West am Ende des Intros „Letter To My Countrymen“ haben etwas sehr mystisches und bereiten den
Zuhörer auf die Stimmung des Albums und die Aussage, die Brother Ali damit treffen möchte, vor:

„You don?t wanna be just well adjusted to injustice and well adapted to indifference. You wanna be a person with integrity who leaves a mark on the world.“

Der darauf folgende Track „Only Life I Know“ stellt die jüngste Singleauskopplung des Albums dar und wurde erst kürzlich mit einem Video versehen.

Selbst wenn das Album hier und da einen depressiven und düsteren Eindruck hinterlässt, verliert Ali nie den Blick auf die positiven Aspekte
des Lebens in Amerika. Letztendlich zeigt Brother Ali eine gewisse Hass-Liebe gegenüber seinem Vaterland, dem er als Kritiker und wie auch Patriot gespalten gegenübersteht.

Alis Label Rhymesayers veröffentlichte zum heutigen Start des Albums diese 9-minütige Mini-Doku, in der Brother Ali und Jake One über Entstehungsprozess
und Inspiration des Albums sprechen.