Control System: Ab-Soul ist der letzte Black Hippy

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Mit dem Release von Ab-Souls Album „Control System“ trat vor Kurzem das letzte Mitglied eines illustren Künstlerkollektivs aus dem Schatten seiner inzwischen prominenten Kollegen und präsentierte sich als unabhängige Künstlerpersönlichkeit und gleichzeitig als das fehlende Puzzle-Teil der Gruppe.

Die Gruppe, die gemeint ist, nennt sich Black Hippy und besteht neben Ab-Soul, aus Jay Rock, ScHoolboy Q und Shooting Star Kendrick Lamar. Ab-Souls Leistung auf seinem jüngst erschienenen Album bestätigt dabei nun den Eindruck, dass man es hier nicht mit einer zusammengewürfelten Truppe von Künstlern zu tun hat, die zufällig auf dem selben Label gesignt sind, sondern, dass es sich bei Black Hippy vielmehr tatsächlich um eine organisch zusammengewachsene Gruppe von Freunden handelt, in der jeder den nötigen Raum zur freien Entfaltung seiner künstlerischen Vorstellungen bekommt (und diesen auch nutzt) und die dennoch ganz natürlich und ungezwungen in ihrer Musik einen gemeinsamen Vibe vermitteln.

Obwohl das aus Los Angeles stammende Kollektiv bisher noch kein gemeinsames Album veröffentlicht hat, war seit dem Signing der vier Künstler bei Independant-Label Top Dawg Entertainment klar, dass es sich hier letztendlich um eine Crew handelte. Der Plan war zunächst jeden der Rapper solo auf seinen Weg zu schicken, um so das Gesamtkonzept zu stärken.

Vorreiter war zunächst Jay Rock, dem es 2007, in einer Zeit in der kontemporärer Westcoast-Rap ausgestorben schien, mit seiner Ghetto-Hymne „Lift Me Up“ gelang, die Aufmerksamkeit der US-amerikanischen Hip Hop- Welt zurück auf die Ghettos in South Central und Compton zu lenken.

Ausgestattet mit einer Reibeisen-Stimme und dem typischen Auftreten eines L.A.-Thugs, machte sich Jay Rock bald einen Namen im Game und releaste Ende 2008 seine erste offizelle Single „All My Life“ featuring Lil Wayne, welche seiner aufstrebenden Karriere eine weiteren Push gab und dafür sorgte, dass er neben u.a. Kid Cudi, B.o.B und Wale 2009 auf das Freshmen-Cover des XXL Magazins berufen wurde. Es folgten Features mit Omarion und Flo Rida, Touren mit 50 Cent und, nach einem missglückten Aufenthalt bei Warner Music, schließlich ein Deal mit Tech N9nes Independant Power-House Strange Music, wo letzten Sommer dann auch sein Debütalbum „Follow Me Home“ das Licht der Welt erblickte.

Stets zu Seite stand Jay Rock auf seinem Weg sein junger Homie und Reimpartner K-Dot – seit 2009 besser bekannt als Kendrick Lamar. Dieser hatte sich bereits seit 2003 als begabter Jung-Lyicist im Untergrund L.A.s einem Namen gemacht und konnte durch Jay Rocks Unterstützung bald sein Talent auf nationalen Touren mit Tech N9ne präsentieren. Unter großem Zuspruch der Kritiker veröffentlichte Kendrick Lamar dann im September 2010 das Mixtape „O(verly) (D)edicated„, welches u.a. auch den Titel „Ignorance Is A Bliss“ enthielt.

Insbesondere dieser nicht einmal 2-minütige Track veranlasste Dr. Dre dazu seine Hand in Richtung des Jungen aus Compton auszustrecken und der Rest ist Geschichte. Nach dem gefeierten „Secton 80“ ist Kendrick Lamars Aftermath-Debüt eines der am heißesten erwarteten Alben des Jahres; er selbst einer der größten Hoffnungsträger des Genres.

Ist Jay Rock der klassische, Khaki und T-Shirt tragende Knucklehead und Kendrick Lamar der wortgewandte Ghetto-Poet, so ist Schoolboy Q der trille, von Paranoia geplagte Oxycontin Dealer. Anfängs hauptsächlich als Jay Rocks Hypeman unterwegs, entwickelte er schnell eine eigene Künstlerpersönlichkeit und veröffentlichte, nach einigen Mixtapes, im Januar 2011 sein erstes, auschließlich auf iTunes releastes Album „Setbacks„, von dem er auch ohne Marketing beachtliche 1.000 Exemplare verkaufen konnte und damit Platz 100 der Billboard-Charts errang. Der letztendliche Durchbruch gelang ihm mit dem Anfang diesen Jahres erschienenen Album „Habits & Contradictions„:

Ab-Soul ist nun, wie angesprochen, der letzten der Vier, der mit einem offiziellen Release aufwarten konnte. Am 11.5. erschien sein ebenfalls ausschließlich digital vertriebenes Album „Control System“ und darauf beweist er, dass er den Vergleich mit seine Kollegen nicht zu scheuen braucht. Aufgewachsen im eher ruhigen Stadtteil Carson, ist von allen Black Hippy-Membern das Straßenelement bei Ab-Soul am wenigsten ausgeprägt. Dafür geht es eher introspektiv zu: Deep Thoughts werden mit einer facettenreichen Skillpalette vorgetragen. Das Ganze, wie von TDE gewohnt, über hochqulitative Instrumentalisierung, die es vermag die Atmosphäre perfekt einzufangen.

Wer sich von den Qualitäten der Black Hippy-„Geheimwaffe“ überzeugen möchte, kann dies bereits vor dem Kauf mit folgendenm Album-Stream tun. Und wer wissen will, ob und wie diese vier höchst unterschiedlichen MCs zusammen harmonieren, dem sei der Remix zu „Black Lip Bastard“ wärmstens empfohlen.

Bonus: Zip That, Chop That