Self Made: Rick Ross und seine Maybach Music Group

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Als Rick Ross vor etwas mehr als einem Jahr den ersten Label-Sampler seiner noch jungen Maybach Music Group angekündigte, hätte wohl kaum jemand gedacht, dass sich die Dinge für das Label in einer derart kurzen Zeit so positiv entwickeln würden.

Maybach Music bestand bereits knapp zwei Jahre als Sub-Label der Warner Music Group und beherbergte neben Ross selbst, lediglich Sänger Masspike Miles und die aus Gun Play, Torch, Young Breed & bestehende Gruppe Triple C’s, die es, trotz der teils erstklassigen Produktionen auf ihrem Album „Custom Cars & Cycles“, nicht vermocht hatte ein eigenständiges Profil zu entwickeln. Es deutete alles darauf hin, dass Maybach Music wieder bloß das Label-Imprint eines erfolgreichen Rappers werden würde, auf dem dieser einen Haufen mehr oder weniger talentierter Weed-Carrier versammelt, um anschließend mit der Zugkraft des eigenen Namens deren Platten gewinnbringend abzusetzen.

Als Ross, der im Sommer 2010 sein bis dato erfolgreichstes Album „Teflon Don“ abgeliefert hatte, im darauf folgenden Februar bekannt gab, er habe Wale – zu dieser Zeit semi-erfolgreicher Mixtape Rapper, der aufgrund der schwachen Verkaufszahlen seines Debüt-Albums von Interscope gedroppt wurde – unter Vertrag genommen, fragte sich vielleicht der Ein oder Andere, Was hat Ricky Ross da vor?, wie ein wohl kalkulierter Schachzug zur baldigen Übernahme des Games wirkte dies indes nicht. Wenige Wochen machte man weitere Additionen zum MMG Roster bekannt: Pill, seines Zeichens aufstrebendem Trap-Rapper aus Atlanta, und Meek Mill aus Philadelphia, der ebenfalls bereits einige Runden in der Mixtape-Szene gedreht hatte und nach einem Kurzaufenthalt auf T.I.’s Grand Hustle Entertainment drohte zum ewigen Talent zu verkommen.

Es bestand kein Zweifel, alle drei Neuzugänge waren amtliche Spitter, aber keiner von ihnen wirkte, wie ein sicherer Erfolgsgarant. Kurz drauf wurde dann auch schon ein Sampler des neu formierten Maybach Music Teams verkündet und man fragte sich, ob es Ross schaffen würde, aus derart heterogenen Künstlerpersönlichkeiten in der Kürze der Zeit ein Kollektiv zu formen, welches gemeinsam einen kohärenten Langspieler abliefern könne?

Er konnte. Und wie! „Self Made Vol. 1“ war eine stimmige Label-Compilation, wie man sie selten zu hören bekommt. Jeder der MCs bekam den nötigen Platz zu scheinen, ohne dass dabei der musikalische, rote Faden verloren ging. Der junge Meek Mill lieferte mit „Tupac Back“ und insbesondere „Ima Boss“ zwei handfeste Sommerhits ab, die ihm bald die Anerkennung der gesamten Szene zu Teil werden ließ, während Wale einfach das tat, was er schon immer am besten konnte und auf jedem seiner Parts mit einer Mischung aus Swag, Skill und Reflektion überzeugte. Auch wurde wieder deutlich, was Ross bereits bei seinen Solo-Alben unter Beweis gestellt hatte: Wie kein zweiter versteht er es hochklassige Beats mit den richtigen Künstlern zusammenzubringen und Alben zusammenzustellen, die wie aus einem Guss klingen.

Meek Mill feat. Rick RossIma Boss

Seit dem Release von „Self Made“ ging alles sehr schnell: Meek Mill und Wale releasten gefeierte Mixtapes und konnten mit „House Party“ bzw. „Lotus Flower Bomb“ weitere Hits verbuchen. Wale veröffentlichte im Spätherbst sein zweites Solo-Album „Ambition“, welches deutlich besser abschnitt als sein Vorgänger und ihn fortan zu einem der beliebtesten Feature-Gästen werden ließ. Ross veröffentlichte Anfang des Jahres das Mixtape „Rich Forever“, welches nicht nur nach Elliott Wilsons Meinung „einen Barcode verdient gehabt hätte“. Völlig zu recht landeten alle drei Rapper auf MTVs „Hottest MC List“ der zehn heißesten MCs im Game. Weiterhin wurde Newcomer Stalley unter Vertrag genommen, der inzwischen mit seiner Free-LP „Savage Journey to the American Dream“ ebenfalls ein überdurchschnittliches Produkt abliefern konnte.

Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. Um Pill war es nach Veröffentlichung des Label-Samplers erstaunlich ruhig geworden. Obwohl er keine besonders schlechte Leistung abgeliefert hatte, war er im Vergleich etwas glanzlos geblieben. Eigenen Aussagen zu Folge, war er anschließend von Warner Music nicht mehr in der Form unterstützt worden, wie es seinen Mitstreitern zu Teil wurde und so gab er Anfang des Jahres seinen Abgang von Maybach Music bekannt (auch wenn ein offizieller Vertrag mit MMG offenbar nie geschlossen wurde).

Nun wurde vergangene Woche ein neuer Künstler der Weltöffentlichkeit präsentiert. Nachdem es lange Spekulationen gegeben hatte und auch die Namen von Dom Kennedy, Emilio Rojas, Nipsey Hussle und zuletzt Mase in Verbindung mit Rick Ross Label gebracht wurden, gab man Mittwoch bei einer Pressekonferenz R’n’B-Sänger Omarion als Neuzugang bei Maybach Music bekannt. Der Sänger, der als Frontmann der Boygroup B2K ins Geschäft gestartet war und 2009 nach einem nur zwei monatigen Aufenthalt Lil Waynes Young Money Entertainment verlassen hatte, schien die letzten Jahre in der Versenkung verschwunden. Nun soll „Maybach O“ die Crew im Rick Ross auf der R’n’B-Seite unterstützen. Dass es aber in Zukunft weitere Zugänge geben könnte, wollte Ross indes nicht ausschließen.

Bei der Pressekonferenz wurden darüber hinaus die weiteren Veröffentlichungspläne von MMG bekannt gemacht und so wird der Sommer scheinbar wieder fest in der Hand des Labels aus Miami liegen. Denn mit „Self Made Vol. 2“ soll bereits Ende Juni das nächste offizielle Release erhältlich sein, während Rick Ross fünftes Studio-Album „God Forgives, I Don’t“ und Meek Mills Debüt „Dreams & Nightmares“ mit jeweils nur einem Monat Abstand folgen sollen. Wenn dabei die musikalische Qualiät auf dem Niveau des am Montag erschienen Meek Mill Mixtapes „Dreamchasers 2“ gehalten wird, sollte uns ein heißer Sommer erwarten. M-M-M-Maybach Music!