Durchgehört: Nicki Minaj - Pink Friday: Roman Reloaded

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Nicki Minaj hat sich seit der Veröffentlichung ihres Erstlingswerks „Pink Friday“ vom obligatorischen, wenn auch äußerst talentierten Crew-Mädel der Young Money– Clique zu einer der gefragtesten Künstlerinnen, auch außerhalb der Rapsphären gemausert. Features mit David Guetta und Madonna, Auftritte bei Grammys, Super Bowl und All-Star-Weekend, sowie ein hoch dotierter Sponsoring-Vertrag mit Pepsi, zeigen welchen Stellenwert die in Queens, NY geborene Nicki zurzeit in der Musik-Industrie genießt.

Nun ist ihr vielerorts heiß erwartetes zweites Album „Pink Friday: Roman Reloaded“ erschienen und nicht nur wegen des auffällig heterogenen Sounds der bisher veröffentlichten Tracks, bietet es sich an, einmal nachzuhören wie sich Nicki Minaj nach den Lobhudeleien des Mainstream und Sellout-Vorwürfen aus der Rap-Welt auf ihrer neuen Scheibe präsentiert.

1. „Roman Holiday“

Das Album eröffnet eines von Nickis Alter Egos. Roman seine Mutter, wenn ich nicht irre. Bei der Vielzahl an Persönlichkeiten, die Nicki zu haben scheint, kann man schon mal durcheinander kommen. Über eine abwechslungsreiche Produktion, die sowohl Staccato-Drums, als auch chorale Gesänge beinhaltet, macht Nicki ihr Ding, inklusive „Hechel“-Flows im zweiten Part. Die Hook fällt etwas poppig aus. „This is World War 6.“ Eher nicht.

2. „Come On A Cone“

Über einen hypnotisch-treibenden Beat erzählt uns Nicki, wie weit sie denn jetzt eigentlich der Konkurrenz überlegen ist. „Pink Friday, two milli; ?Super Bass,? triple plat/When you see me on Ellen, just admit that I?m winnin?/Do a show for Versace, they request me by name/And if they don?t get Nicki, it just won?t be the same.“ Anschließend namedropt sie noch paar High Fashion-Ikonen mit denen sie chillt, bevor sie zum Ende des Tracks anfängt, wiederholt die Line „Dick In Your Face“ zu singen.

3. „I’m Your Leader“ feat. Rick Ross & Cam’ron

Auf einem Beat, der wiederum nur als hypnotisch beschrieben werden kann, zeigen alle drei MCs was sie können. Gefällt gut.

4. „Beez In The Trap“ feat. 2 Chainz

„Beez in The Trap“ wurde bereits im Vorfeld veröffentlicht und zeichnet sich durch einen reduzierten Beat aus, der viel Raum lässt für Nickis lyrische Eskapaden, sowie einen 2 Chainz Part, der das gewohnte Niveau der letzten Wochen hält. Aufgrund der monotonen Natur des Beats, hat man sich allerdings schnell daran überhört. Ne knappe Minute weniger hätte auch gereicht.

5. „Hov Lane“

Der von Synthie-Stabs dominierte Beat hebt das Energie Level, während Nicki inhaltlich so weitermacht wie bisher, Business-Swag boasted und sich in diesem Sinne nur mit Hova in der selben Fahrspur wähnt.

6. „Roman Reloaded“ feat Lil Wayne

„Roman Reloaded“ war ebenfalls bereits vor Albumveröffentlichung bekannt und bietet mehr Lines der Marke Wir-sind-nicht-in-der-selben-Liga. Den Sell-Out-Vorwürfen antwortet sie: „Nicki Pop? / Only thing that’s Pop is my endorsement op.“ Und Hatern rät sie: „Bite me – Apple sign“. Waynes Part ist einer der stärkeren der letzten Zeit.

7. „Champion“ feat. Drake, Young Jeezy & Nas

Auf Champion rekrutiert Nicki ein beachtliches Line-up für eine klassische „Bottom-To-The-Top“-Hymne. Der smoothe, mit Soundflächen versehene Beat ist wie für Drake gemacht. Jeezy hört sich noch heiserer als sonst an.

8. „Right By My Side“ feat Chris Brown

Das ebenfalls bereits bekannte „Right By My Side“ ist Mainstream Rap/R’n’B, wie er im Buche steht und ganz klar mit Fokus auf die Top 40 ausgerichtet. Nicht mehr, nicht weniger.

9. „Sex In The Lounge“ feat. Lil Wayne & Bobby Valentino

Kommt aus der selben Tüte wie „Right By My Side“.

Was nun folgt, hat nur noch sehr entfernt mit Rap zu tun. Die Tracks 10-14 (Starships, Pound The Alarm, Whip It, Automatic, Beautiful Sinner) sind Electro-Pop- bzw. Pop-Electro- Nummern mit verzerrten Vocals und Großraum-Dissen-Vibe, auf denen nebenbei auch ein wenig Sprechgesang betrieben wird. Bei den Songs 15-18 (Marilyn Monroe, Young Forever, Fire Burns, Gun Shot) handelt es sich um moderne RnB/Pop-Balladen. Alle diese Tracks können mit dem Status Quo der genannten Genres locker mithalten, lassen aber in keinster Weise erkennen, dass man es hier mit einem der talentiertesten MCs der letzten Jahre zu tun hat. Die Songs könnten vielmehr genauso gut von Rihanna, Katy Perry, Kelly Clarkson oder einer beliebigen anderen Pop-Interpretin diesen Schlags vorgetragen werden und sind in diesem Sinne auch bei einem extrem offenen HipHop-Verständnis nicht in diesem Zusammenhang einzuordnen.

Den Schlusspunkt auf „Pink Friday II“ setzt dann allerdings wieder ein Track, der sich wieder näher an einer klassischen Rap-Ästhetik orientiert. Mit seinem durchgeknallten Hype Williams– Video und einer ebenso aberwitzigen Performance von Nicki konnte „Stupid Hoe“ bereits im Vorfeld für einige Diskussionen sorgen.

Unterm Strich lässt sich nach Konsum des Albums eindeutig feststellen, wohin die Reise für Nicki Minaj in Zukunft gehen wird. Und zwar immer weiter ins Zentrum des Pop. Wem bereits auf „Pink Friday“ zuviele Crossover-Songs vertreten waren, sollte vielleicht gleich die Finger von „Roman Reloaded“ lassen. Zwar hat das Album immer noch ein großen Anteil überdurchschnittlicher Rap-Tracks zu bieten, der einige Hardcore-Barbies und Kens wohl auch besänftigen wird. Diese werden allerdings im ersten Drittel der Platte abgefrühstückt, um sich dann anschließend der Sättigung der allgemeinen Mainstream-Hörerschaft zu widmen. Wer gehofft hatte, jemals wieder eine Nicki Minaj wie zu Zeiten ihres Durchbruch-Mixtapes „Beam Me Up, Scotty“ zu hören, kann diesen Wunsch wohl spätestens jetzt getrost begraben.

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